Gemüse lagern wie anno dazumal: In Erdmieten, Gruben, Sandkisten, Eimern, Zeitungspapier

Viele kennen die Begriffe «Erdmiete», «einmieten», «einschlagen», «Sandkiste», in Zusammenhang mit dem Lagern von Gemüse gar nicht mehr. Da ich bei den Grosseltern, mit einem grossen Gemüsegarten aufwachsen durfte, kenne ich das natürlich noch. Habe oft genug dem Grossvater beim Einlagern geholfen und noch heute lagere ich unser Gemüse auf diese altbewährten Methoden ein.

Die natürlichste Überwinterungsart ist, das Wintergemüse einfach auf dem Beet zu belassen. So, wie wir es mit dem frostharten Wirz, dem Rosen- und Federkohl machen. Diese Gemüse benötigen sogar den Frost, damit sie noch besser schmecken. Aber dies birgt auch Gefahren und Nachteile: Die Mäuse freuen sich über die willkommene Bereicherung ihres Winter-Speisezettels. So kann es durchaus vorkommen, dass sie mir mal wieder die Endivien und den Zuckerhut von unten her abfressen, bis er kippt und ich es entdecke. Den Lauch ziehen sie Stück um Stück ins Erdreich hinunter. In sehr schneereichen Wintern können sie auf diese Weise unter der schützenden Schneedecke fast eine ganze Ernte wegfuttern. Besonders gefährdet wäre da natürlich sämtliches Knollengemüse.

Ein weiterer Nachteil beim Belassen auf den Beeten: Wenn es viel Schnee hat, geht die Suchaktion nach dem Gemüse los und wenn der Boden steinbein gefroren ist, bringst du beispielsweise den Lauch nicht aus der Erde, ohne ihn abzubrechen, zumal man bei klirrender Kälte und Minusgraden sowieso kein Gemüse im Garten anfassen sollte. Also, was machen? Alles was nicht wirklich frosthart ist, von den Beeten holen, sobald die ersten, starken Fröste angesagt werden und in die Nähe des Hauses, oder in den Keller nehmen. Im Keller können wir zum Beispiel eine Kiste mit Sand befüllen und dann die Rote Beete/Randen, Karotten, Knollensellerie, dort eingraben. Dabei soll das Gemüse so gelagert werden, wie es gewachsen ist, also Karotten beispielsweise aufrecht und es darf vorher auch keinesfalls gewaschen werden. Das kennt man ja bereits von den Kartoffeln, die auch nie vor der Verwendung gewaschen werden sollten (die lagere ich übrigens in Holzharassen im Keller auf Hurden).

Anstatt im Keller, kann man das Gemüse, sofern man einen geeigneten Platz hat, auch in einer sogenannten Erdmiete einbuddeln. Eine Miete ist nichts anderes als eine Grube in der Erde, in die man das Gemüse einlagert. Ein geeigneter Platz ist beispielsweise unter dem Vordach entlang einer Haus- oder Gartenschuppenmauer, wo es nicht hinregnet. Entlang so einer Hausmauer befindet sich mein Platz, er grenzt direkt an die Aussentreppe an und somit kommen hier die Mäuse nicht hin. Perfekt also zum einmieten von Gemüse.

Bei den Rote Beeten/Randen sollte bei der Ernte darauf geachtet werden, dass die Schale nirgends verletzt wird, sonst verliert sie ihren Saft. Dann nimmt man die äussersten Blätter weg und lässt die Herzblätter stehen. Ungewaschen werden sie eingebuddelt und mit einer ca. 10 Zentimeter Schicht Erde bedeckt. Am Schluss gebe ich noch Laub darauf von unserem Walnussbaum, der hält mit seinem Geruch allfällige «Interessenten» wie Kellerasseln fern.

Wichtig: Wer keinen Platz hat, der vor Mäusen geschützt ist – was fast immer der Fall ist – der sollte unbedingt die Grube vor dem Befüllen mit einem Mäuseschutzgitter auslegen, das sollte über das Bodenniveau hinaus gehen. Dann kommt auf das Gitter zuerst etwas Laub oder Stroh und dann das Gemüse, danach die Erde, dann wieder Laub am Schluss. Ansonsten ist der Tisch gedeckt für die gefrässigen Nager und eure «Bodenschätze» sind in Kürze weggefuttert.

Es darf am Standort auch keinesfalls Staunässe haben, sonst verfault euch das Gemüse, trotzdem ist eine leichte Feuchtigkeit wichtig. Ist es allzu trocken, schrumpelt das Gemüse und bleibt nicht mehr so knackig frisch wie die Rande und die Karotte auf meinem Bild vom Januar 2021. Also gebe ich zwischendurch mal beim Schippen der Treppe etwas Schnee drauf. Das schützt gleich noch zusätzlich vor der Kälte. Wenn es keinen Schnee hat, kann man auch mit der Brause ab und zu ganz wenig die Oberfläche der Miete befeuchten. Spätestens ab April sollte dann die Erdmiete mit dem Steigen der Temperaturen langsam geleert sein, bevor das Gemüse mit dem Austrieb beginnt.

An einem geschützten Ort, entlang der Hausmauer oder eines Gartenschuppens könnt ihr auch Lauch und Kohl einschlagen. Einschlagen bedeutet, etwas an einem Ort entwurzeln, wegnehmen und an einem anderen einfach in die Erde «einschlagen», nicht pflanzen, sondern einfach mit der Wurzel in ein ausgehobenes Loch stellen und dann mit Erde etwas auffüllen. Am Schluss kommt dann auch da noch Laub drauf. Auf diese Weise könnt ihr an einem geschützten Ort euer Gemüse auch bei viel Schnee und gefrorenen Boden problemlos ernten. Ab und zu auch hier ganz wenig die Erde befeuchten.

Genauso gut könnt ihr jedoch beides, Lauch und Kohlköpfe, in der eingangs erwähnten Sandkiste im Keller einschlagen.

Diese Rote Beete/Rande und die Karotte habe ich frisch aus der Miete geholt, im Januar 2021. Seht ihr wie knackig frisch die noch immer sind? Nix angefressen (Kellerasseln können auch ganz schön Schäden anrichten).

Ich habe bereits mehrmals gelesen, dass einige den Zuckerhutsalat in Zeitungspapier einwickeln und auf diese Weise im Keller lagern. Mein Grossvater pflegte ihn in ganz kalten Wintern ebenfalls ins Haus zu holen, er stellte den Zuckerhut in einen Eimer dessen Boden mit etwas Erde bedeckt war und hat ihn ab und zu leicht bewässert.

Einerseits gibt es Salate, die man im August gepflanzt hat und für den Verzehr im Herbst/Frühwinter gedacht sind. Zuckerhut ist ziemlich frosthart, der Endivie hält auch einiges aus, erfriert dann aber doch irgendwann. In einem Folientunnel halten sie natürlich länger. Achtung: Gefrorener Salat nie anfassen, sonst wird er matschig.

Dann gibt es noch spezielle Salatsorten für den Überwinterungsanbau, die sät man ab Mitte August bis ca. Mitte September, oder pflanzt Setzlinge bis allerspätestens Mitte Oktober. Geerntet werden sie im zeitigen Frühjahr. Die brauchen praktisch keinen Winterschutz, Fröste machen ihnen nicht viel aus, sie gefrieren und wachsen, sobald es wieder Temperaturen über sechs Grad hat, einfach weiter. Zu diesen Sorten gehört zum Beispiel der auf dem Bild gezeigte Cicoria Radicchio die Treviso, ein wunderbar schmeckender Salat.

Auch er ist geeignet für den Überwinterungsanbau: Der «Rotgefleckte Winterkopfsalat Tremont», dann gäbe es noch «Winter-Butterkopf» und andere Sorten. Diese Wintersalate wachsen, wann immer es die Temperaturen zulassen, so, dass wir dann anfangs April bereits den ersten Winterkopfsalat essen können, zu einem Zeitpunkt, wo ich die ersten Frühlingssalate pflanze.

Leider wusste ich lange Zeit nichts von diesen Überwinterungs-Salatsorten, doch nun möchte ich sie nicht mehr missen. Hier noch ein Link zu mehr Infos: https://www.mein-schoener-garten.de/gartenpraxis/nutzgaerten/im-herbst-pflanzen-im-fruehjahr-ernten-winter-kopfsalat-27081

Also ihr seht, es gibt unzählige Möglichkeiten, das Gemüse so zu überwintern, dass es möglichst wenig an Nährstoffen und Vitaminen verliert. Nicht erwähnt habe ich noch die Möglichkeit des Lagerns in abdeckbaren Frühbeeten oder natürlich in Treibhäusern. Einige graben auch ausgediente Waschmaschinentrommeln oder Fässer ein, um das Gemüse darin einzulagern, auch da höre ich immer wieder gute Resultate. Alles ist immer letztlich auch eine Frage des Standorts, wie ist die Höhenlage, wo ihr wohnt, das Klima eher rau oder mild? Am besten probiert ihr einfach mal dieses und jenes aus, zuerst vielleicht nur mit einem Teil des Gemüses, danach wisst ihr, was bei euch möglich ist. Eine grosse Rolle spielt sowieso bei allem das Wetter, es gibt öfters mal milde Winter, die immer mehr ermöglichen und trotzdem kann es einem wortwörtlich kalt erwischen und plötzlich wird eine langandauernde Phase mit hohen Minusgraden von bis zu -10 und mehr, angesagt. Da muss man dann einfach schnell handeln und mit alten Wolldecken nachhelfen, oder, wenn vorhanden noch eine Extraportion Schnee drauf geben.

Übrigens: Zum Bau einer Erdmiete findet ihr unterdessen im Internet einige Anleitungen, da gibt es ganz unterschiedliche Modelle für unterschiedliche Bedürfnisse. Für mich reicht das, wie ich es mache, völlig aus, ich habe ja nicht Unmengen an Gemüse. Äpfel und Kartoffeln beispielsweise lagere ich zudem sowieso nicht in Erdmieten, sondern im Keller oder Gartenschuppen.

Nun folgt noch eine Galerie die zeigt, wie man mit all diesen Lagermethoden selbst im Winter noch Frisches und Knackiges aus dem eigenen Garten auf dem Teller geniessen kann.

Ein Kommentar bei: “Gemüse lagern wie anno dazumal: In Erdmieten, Gruben, Sandkisten, Eimern, Zeitungspapier

  1. Ich kenne aber diese Art des Gemüße-Überwintern noch sehr gut aus meiner Kindheit. Kleine Info: Wir benutzten Laub von der Edelkastanie zum einmachen und abdecken da das darin eingelagerte Gemüße nicht gefriert und somit besser für kältere Zonen geeignet ist.

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