Gedankenwolken: Gedanken ziehen oft dahin wie Wolken am Himmel, heute waren sie beim Älterwerden:
«Jetzt gahts wider hine abe»
Dies sagte meine Grossmutter jeweils wenn die Sommersonnwende vorbei war und meinte damit, dass die Tage wieder kürzer werden und der Spätsommer naht.
Da ich mit grossen Schritten langsam aber sicher auf die Endfünfziger zugehe, geht’s auch mit mir, wenn man den Kreislauf der Natur auf unser Leben bezieht, langsam aber sicher immer mehr «nitzi» (abwärts).
Doch was heisst da «abwärts»? Jetzt, in der späten Reife des Sommers, wo die Farben und das Licht wieder milder werden, kommt doch erst die Zeit der Reife in der wir die (Lebens-)Ernte einfahren dürfen.
Mit der Ernte meine ich nicht materielle Errungenschaften, die wir uns im Laufe des Lebens angeeignet haben, sondern etwas viel wertvolleres, nämlich die geistigen. Sie sind es, die uns den Weg in’s Alter leichter machen, helfen, die Falten und grauen Haare mit Würde zu tragen und auch die eint› oder anderen «Zipperlein».
Jetzt ist die Zeit da, wo wir unseren prall gefüllten Lebensrucksack auspacken können und profitieren von den Erkenntnissen, die uns die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte beschert haben. Gerade die schmerzhaften Ereignisse, die wir verkraften mussten, die Enttäuschungen, Verluste, Irrungen und Wirrungen denen wir auf unserem Lebensweg begegnet sind, sie waren notwendig, denn sie haben uns vieles gelehrt und reifen lassen. Aus diesem Grund blicke ich auch nie in Bitterkeit zurück, denn ihnen verdanken ich, dass ich nun gelassen und befreit dem Herbst des Lebens entgegenschreiten kann:
Gelassenheit und Freiheit, zwei grossartige Dinge die uns das Älterwerden schenkt, wir müssen die Geschenke nur annehmen.