Bereits im März konnte ich die ersten Feldgrillenhöhlen im Rasen entdecken, wie immer mit sauber gewischtem «Vorplatz». (Bild Vergleich Gänseblümchen)
Aber obwohl wir vor zwei Wochen bereits sommerliche Temperaturen um 25° hatten, blieben die Grillenkonzerte aus. Erst gestern Abend hörte ich sie zum ersten Mal zirpen. Das hat seinen Grund.
Obwohl man das Dasein der Feldgrillen (Gryllus campestris) bereits ab März anhand ihrer Höhleneingänge in trockenen Wiesenböschungen oder Rasen entdecken kann, beginnen sie erst ab ca. Ende April zu musizieren. Das ist deshalb so, weil die Larven so lange benötigen, bis ihre Flügel fertig entwickelt sind. Schliesslich sind sie die Instrumente, mit denen die Feldgrillenmännchen (nur die Männchen!) musizieren.
Ab ungefähr anfangs Mai beginnen die Männchen mit ihrem Gesang und bezirzen damit wortwörtlich die Weiblein. Das Zirpen entsteht, wenn die Herren die schräg aneinandergestellten Vorderflügel in rascher Abfolge gegeneinander bewegen. Wie bei einer Violine streicht der Musikant dabei die glatte Schrillkante des rechten Flügels über die gezähnte Schrillleiste des anderen Flügels.
Trotz der vorhanden Flügel können Feldgrillen aber nicht fliegen, auch springen ist nicht wirklich das Ihre, dafür sind sie blitzschnelle Läufer.
Nur wenn man sich ganz behutsam anschleicht, ohne dabei Bodenerschütterungen zu verursachen, mag es gelingen, ein Männchen dabei zu beobachten, wie es auf dem Höhlenvorplatz sitzt und zirpt. Die bis zu 27 Millimeter grossen, bullig wirkenden Feldgrillen haben einen grossen Kopf und bräunliche, schwarz geäderte Flügel. Die schwarz glänzenden Insekten mit den kräftigen Beinen, gehören zu den über 100 in der Schweiz vorkommenden Heuschreckenarten.
Wichtig: Die harmlose Feldgrille ist nicht zu verwechseln mit der Maulwurfsgrille (Gryllotalpa gryllotalpa) / Werre «Gwerrifüür»), die im Garten oft rigoros mit allen (un-)möglichen Mitteln bekämpft wird. Wir haben seit meiner Kindheit stets viele Feldgrillen in unserem Rasen und den Magerwiesen, aber noch nie konnte ich Schäden feststellen, die sie verursacht hätten. Das Einzige, was auf ihre Anwesenheit hindeutet, sind die etwa fingernagelgrossen Höhleneingänge und ihr «Vorplatz».
Sie sind wirklich auffällig, diese stets sauber gewischten Vorplätze beim Eingang zur Feldgrillenhöhle. Dieser Vorplatz wird vor allem für zwei Dinge benutzt: als Konzertbühne, auf welcher die Männchen mit ihrem Gesang Weibchen anlocken, oder aber als Kampfarena. Da werden mitunter recht heftige Kämpfe zwischen Rivalen ausgetragen, wo man sich schon mal heftig die «Antennen» um die Köpfe schlägt. Das Zirpen gilt ja nicht nur dem Anlocken von Partnerinnen, sondern auch dem Abstecken des Reviers gegenüber potentiellen Rivalen.
Drei bis vier Tage nach der Begattung, legt das Weibchen die Eier, aus denen nach etwa 2 – 3 Wochen Larven schlüpfen. Die sind vorerst flügellos und häuten sich während eines Sommers bis zu zehn Mal. Dabei bleiben sie stets zusammen, erst im Herbst graben sie sich einzeln ein, und im April des darauffolgenden Jahres, wenn der Boden sich erwärmt hat, häuten sie sich zum 10./11. Mal und entwickeln dann auch noch die Flügel fertig. Geschlechtsreif, können sie nun damit beginnen, mit ihrem wunderschönen Gesang paarungsbereite Weibchen anzulocken und der Zyklus beginnt von Neuem.