
Grün, dann gelb, rot und schliesslich schwarz, sind die erbsengrossen, giftigen Steinfrüchtchen des Faulbaums (Frangula alnus).
Das auch als «Stinkbaum» oder «Pulverbaum» bezeichnete, kleine Bäumchen, leistete den Menschen einst vielfältige, gute Dienste.
Von Interesse war vor allem das Holz und die faulig riechende Rinde (daher der Name) des Faulbaums: Die Rinde wurde im März oder April von ca. 3 – 4jährigen Ästen geschabt, nach dem Zerkleinern gut getrocknet und erst nach mindestens einem Jahr Lagerung als Tee, Wein oder Pulver verwendet. Denn erst nach dieser langen Lagerzeit bilden sich die wirksamen Anthrachinonbestandteile in der Faulbaumrinde. Frische Rinde hingegen enthält noch Anthrachinonderivate, die starke Koliken und starkes Erbrechen hervorrufen können.
Was wieder einmal bestätigt: Auch der Umgang mit natürlichen Heilmitteln will gelernt sein und setzt einiges an Wissen voraus, sonst kann er übel ausgehen.


Die Bezeichnung «Pulverbaum» ist heute nicht mehr gebräuchlich, denn wer bitte von uns benötigt schon selbstgebasteltes Schiesspulver? Einst aber war Faulbaumkohle ein verbreiteter Bestandteil des Schwarz- oder Schiesspulvers. Da die gebrannte Kohle aus dem Faulbaumholz aschenarm war, eignete es sich besonders gut dafür. Sie verriet den Schiessenden nicht durch ein Räuchlein nach der Schussabgabe. Von dem Moment an aber, wo das rauchlose Schiesspulver erfunden worden war, wurde das Holz des Faulbaums für diese Zwecke nicht mehr benötigt.
Die Faulbaumrinde fällt durch ihre weissen «Warzen» auf und bildet manchmal schmale, unregelmässige Bänder. Die Blätter sind ganzrandig und wechselständig angeordnet. Über die Wuchshöhe des Faulbaums finde ich unterschiedliche Angaben, an einem Ort wird von bis zu 8 Metern Höhe, dann von 2 – 4 Metern gesprochen.
Finden könnt ihr dieses heimische Gehölz in Au- und Mischwäldern, Hecken, an Wegrändern und in Mooren. Bei uns in der Gemeinde sehe ich es auf Waldlichtungen oder an Waldrändern.


Ab Juli bis Mitte Oktober ist der Faulbaum wie eingangs erwähnt mit giftigen Früchten unterschiedlichen Reifegrades geschmückt. Nicht selten sind sogar noch vereinzelte, späte Blütensternchen auszumachen. Im Herbst schliesslich erhält das dekorative Bäumlein ein hübsches kupferrotes Blattkleid.
Obwohl der Faulbaum zur Familie der Kreuzdorngewächse gehört, weist er keine Dornen auf. Somit lässt er sich schon mal gut von den anderen Familienangehörigen (Schleh- und Weissdorn, Kreuzdorn) unterscheiden.
1985, nach meiner Rückkehr von der Grossstadt, pflanzte ich eine Hecke mit vielen heimischen Gehölzen, darunter auch ein Faulbaum.
Der Faulbaum ist auf jeden Fall ein Gewinn für jeden Garten, als dekorativer kleiner, sehr robuster und genügsamer Baum, der auch von grossem ökologischen Wert ist: Seine nektarreichen Blüten ziehen zahlreiche Insekten an und auf die Blätter sind sogar zahlreiche Schmetterlinge als Raupenfutter angewiesen. Ein Beispiel dafür ist der Zitronenfalter (Bild), für den der Faulbaum überlebenswichtig ist. Und «stinken» tut er übrigens wirklich nicht, es sei denn, man reibt an der Rinde. Der Geruch ist vielleicht eine «Waffe» des Baums gegen Wildverbiss.

Quelle: «Blätter von Bäumen» Susanne Fischer, «Einheimische Bäume und Sträucher» Jena-Denis Godet, Flora Helvetica.