Jetzt hisst er wieder die Segel, der Aronstab (Arum), daran erinnert mich nämlich die Form der Blüten dieser Kesselfallenblume. Sie sind eine äusserst raffinierte Falle für Insekten. Doch der Aronstab ist nicht etwa eine fleischfressende Pflanze, er nimmt die Insekten lediglich in Gefangenschaft, bis diese ihren Job, die Bestäubung, erledigt haben. Aber schauen wir doch einmal das hochinteressante Innenleben dieser Kesselfallenblüte an.
Der sichtbare Kolben, umhüllt von einem hellgrün-gelblichen Hochblatt, dient lediglich dazu, mit dem Aasgeruch den er verströmt, potentielle Bestäuber anzulocken. Dazu gehören gewisse Schmetterlingsmücken und Aasfliegen. Auch das fleischfarbene Rot, weiter unten im Kessel, dient der Anlockung von aasliebenden Insekten.
Aber statt dass sie einen geeigneten Platz für ihre Eiablage finden, gleiten die Insekten wie auf einer Rutschbahn, entlang der mit winzigen Öltröpfchen besetzten inneren, unteren Wand in den Kessel, vorbei an Reusenhaarlücken. Umgekehrt verhindern diese Reusenhaare das vorzeitige Entfliehen.
Auf die Reusenhaare folgen unterhalb die männlichen, gelben «Blüten», zuunterst schliesslich die weissen, weiblichen «Blüten».
Sobald die gefangenen Insekten, angelockt durch den Aasgeruch, ihren Job erledigt haben, respektive die weiblichen Blüten mit den Pollen eines anderen Aronstabs befruchtet haben, werden die Reusenhaare schlaff und geben sie nach getaner Arbeit wieder frei. Es ist also nicht so, wie mancherorts fälschlicherweise geschrieben wird, dass es sich beim Aronstab um eine fleischfressende Pflanze handelt. Er hält die Insekten lediglich für eine Weile gefangen, bis sie die Bestäubung vorgenommen haben.
Hochinteressant ist ja, dass erst, wenn die Bestäuber, welche die weiblichen Blüten mit den Pollen eines ANDEREN Aronstabs befruchtet haben und die Blüte wieder verlassen haben, der männliche Pollen von den männlichen Blüten freigegeben wird. Damit wird eine Selbstbefruchtung verhindert.
Während ihrer Gefangenschaft im Kessel geht es den Insekten übrigens gar nicht schlecht, halten sie sich doch währenddessen in einem beheizten Hotelzimmer auf:
Die verdickte Blütenstandachse der Pflanze produziert während dieser Zeit Wärme, so, dass es an ihrer Basis bis zu 40° warm werden kann. Das entspricht dann einer bis zu 25° höheren Temperatur, als es in der kühlen Frühlingsnacht draussen sein kann. Na dann «arbeiten» die gefangenen Insekten doch unter sehr angenehmen Bedingungen.
Auf den Bildern seht ihr einerseits den Gefleckten Aronstab (Arum maculatum) (Bild 1) und nebenan noch den Italienischen Aronstab (A. italicum), der bei uns in der Schweiz im Südtessin vorkommt.
Wir haben in unserem Garten sehr viel von diesem Italienischen Aronstab (Arum italicum) mit seinen typischen, weiss geaderten Blättern, die er auch während des Winters behält, ganz im Gegensatz zum Gefleckten Aronstab. Dieser bringt im Frühjahr wieder neue Blätter hervor. Der Aronstab ist in allen Teilen giftig. Im Garten kann er ganz schön wuchern und je mehr man ihm zu Leibe rückt, desto heftiger wehrt er sich, indem er noch mehr wuchert. Ich spreche aus Erfahrung. Trotzdem fasziniert mit diese intelligente Pflanze ungemein. Im Herbst bilden sich jeweils wunderschönen Fruchtstände. (Bildergalerie).
Liebe Gaby, wiederum ein so spannender Beitrag über den Aronstab. Ich habe in einer abgelegenen Ecke des Gartens auch einige Exemplare – «geerbt» von meiner Mutter. Ich erinnere mich, dass sie von «Arone-Schnaps» erzählte – man kann das glaub immer noch kaufen. Erstaunlich wenn man liest, wie giftig die Pflanze eigentlich ist.
Herzliche Grüsse Christine