Es blüht im Schlehdornhag

Wer Mühe damit bekundet, den Weissdorn (Crataegus) vom hier abgebildeten Schwarzdorn (Schlehdorn/Prunus spinosa) zu unterscheiden, der merke sich: Wer jetzt bereits blüht, bevor sich die Blätter zeigen, ist der Schlehdorn.

Die schneeweissen, 5-strahligen Blüten des Schlehdorns stehen nackt am Zweig. Sie leuchten bereits im April im Wald oder an so manchem Wegrand, je nach Witterung sogar schon im März.

Die Blätter entwickeln sich beim Schlehdorn jedoch erst später, ganz im Gegensatz zum Weissdorn, der sich zuerst sein Blattkleid anzieht und danach zur Blüte kommt.

Was wäre der Schlehdorn ohne Dorn? Hier habe ich einen für euch abgebildet. Es handelt sich dabei um Kurztriebe, die in einem bis zu 20 Millimeter langen, sehr spitzen Ende auslaufen. Botanisch gesehen handelt es sich bei allen Dornen um Umwandlungen der Seitentriebe.

Diese kräftigen Dornen und die allgemein stark verästelte Wuchsform der Schlehe machen sie zu einem wertvollen Vogelschutzgehölz. Wer da drin nistet kann sich ziemlich sicher fühlen vor Beutegreifern wie Katzen. Denn auch die mögen es nicht, wenn sie gepiekst werden.

Wegen seiner Undurchdringlichkeit wurden die Schlehdornsträucher auch als Umzäunung von Weiden und Gehöften verwendet. Aus seinem Holz wiederum wurden schöne Spazierstöcke gedrechselt und seine Rinde wurde zum Herstellen einer roten Farbe für Wolle und Leinen verwendet.

Den Bauern diente die Schlehdornblüte einst dazu, die Ernte vorauszusagen. Das Orakel hiess: «Soviel Tag die Schleh› vor Walburgi (30. April) blüht, soviel Tag der Schnitter vor Jakobi (25. Juli) in die Ernte zieht«.

Die Schlehen, die Früchte dieses ursprünglichsten aller Obstgehölze, wurden schon immer vom Menschen verwendet.

Wer übrigens im Herbst einen Sloe Gin (Schlehdornlikör) herstellen möchte, dem gebe ich gerne einen Tipp weiter, den ich mal von einer Leserin erhalten hatte: «Im Frühling bereits ein paar Blüten in Gin einlegen. Das verleiht dem Sloe Gin später eine aussergewöhnliche Note».

Noch ein paar Worte zu der Tatsache, dass der hier gezeigte Schlehdorn dazu neigt, viele Ausläufer zu bilden. Das sollte kein Grund dafür sein, dieses ökologisch wertvolle Gehölz nicht zu pflanzen. Regelmässiges Mähen mit Sense oder Sichel rund um den Strauch lässt die Ausläufer nicht zum Problem werden.

Was den Feuerbrand, diese gefährliche, bakterielle Pflanzenkrankheit betrifft, so ist der Schlehdorn dafür NICHT anfällig (im Gegensatz zum Weissdorn), doch er sollte nicht in der Nähe von Zwetschgenbäumen stehen (Scharka).

Quelle: Susanne Fischer «Blätter von Bäumen», Kantonale Merkblätter zum Feuerbrand.

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