
Wenn wir den Schirm zu machen, macht er ihn auf und umgekehrt:
Scheint die Sonne, so öffnet der Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella) seine wunderschönen weissen Blüten mit den violetten Adern. Bei Regen jedoch schliesst er sie, ebenso in der Nacht.
Schon als Kind habe ich von seinen sauren, zarten Blättern genascht und noch heute finden diese Verwendung in der Wildkräuterküche.
Dem Wald-Sauerklee kann es nie zu dunkel sein denn er kommt problemlos auch mit gerade mal 1% des Tageslichts aus. Selbst im dunkelsten Fichtenforst kann er gedeihen, wo man sonst nur noch Moos und höchstens ein Farngewächs finden kann.
Seine zarten, flaumig behaarten Blätter leuchten oft richtig mit ihrem satten Hellgrün im dunklen Wald. Sie schmecken erfrischend sauer und als Kind haben wir immer eine Handvoll davon im Vorübergehen genascht.


Alle Sauerklee-Arten werden für die Wildkräuterküche empfohlen, da sie jedoch Oxalsäure enthalten, sollten sie nicht in allzu grossen Mengen verzehrt werden. Zudem sollen Menschen, die zur Bildung von Nierensteinen neigen, darauf verzichten.
Doch abgesehen davon und im richtigen Mass – wie bei allem – eignen sich die frischen Blätter dank ihres erfrischend säuerlichen Aromas wunderbar als Salatbeigabe, in Kräuterbutter, Suppen und Saucen.
Wenn es regnet, wie auf diesem Bild, oder während der Nacht, falten sich die weissen Blüten zusammen. Auch die Blätter bewegen sich, so nehmen sie eine «Schlafstellung» ein wenn sie allzu viel Sonne bekommen, wie auch nachts.
Ihr seht, der Wald-Sauerklee ist eine recht bewegliche Pflanze, Blüten öffnen und schliessen sich, genauso wie sich seine Blätter auf- und zuklappen.


Übrigens: Einst wurde der Saft zur Behandlung hartnäckiger Flecken auf Textilien benutzt. Die enthaltene Oxalsäure vermag sogar zu bleichen.
Auch in der Pflanzenheilkunde fand der Wald-Sauerklee Beachtung, zum Beispiel zur Blutreinigung oder wegen seines hohen Vitamin C-Gehalts gegen Skorbut.
In der untenstehenden Bildergalerie zeige ich euch noch zwei weitere Oxalis-Arten die bei mir vor allem im Garten vorkommen: Den oft dunkellaubigen Horn-Sauerklee (O. corniculata), der sehr wärmeliebend und trockenresistent ist, und den Aufrechten Sauerklee (Oxalis stricta), der ursprünglich aus Nordamerika oder Ostasien stammt, je nach Quelle. Beide sind gelbblühend.







Quelle: «Unsere essbaren Wildpflanzen» von Rudi Beiser