Eine kleine Mohnologie

Was bei den Vögeln das Rotkehlchen, ist bei den Pflanzen wahrscheinlich der Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas): Er ist der Liebling von so vielen und erfreut auch mich im Garten mit seinen leuchtend scharlachroten Blüten. Wahrscheinlich als Folge von Kreuzungen mit Seidenmohn, Gartenformen von Papaver rhoeas, überrascht er mich mit immer neuen Farbvarianten.

Wenn man es richtig macht, vermehrt er sich wunderbar Jahr für Jahr durch Selbstaussaat.

Der Klatschmohn ist ein «Altbürger», ein sogenannter Archäophyt, der bereits vor 1492, der Entdeckung Amerikas, in unserer Region aufgetreten ist. Somit ist der Klatschmohn KEIN Neophyt, denn als Neophyten, also «Neue Pflanzen», gelten jene, die erst nach 1492 bei uns heimisch geworden sind.

Es wird vermutet, dass seine ursprüngliche Heimat einmal Eurasien oder Nordafrika gewesen ist, Gebiete, in denen schon lange Ackerbau betrieben worden ist. Durch den Ackerbau schliesslich verbreitete sich der Klatschmohn (zum Glück) über die ganze Welt und ist seit der Jungsteinzeit (10’000 bis 2200 vor Christus) ein Kulturbegleiter.

2017 war der Klatschmohn in Deutschland von der Loki Schmidt Stiftung zur Pflanze des Jahres erkoren worden. Die wollte mit der Ernennung darauf aufmerksam machen, dass immer mehr Ackerwildblumen verlorengehen. Es heisst, jede zweite Acker-Wildpflanze stehe in mindestens einem Bundesland aufgrund der Landwirtschaft auf einer Roten Liste.

Der Klatschmohn ist ein Lichtkeimer, der also zum Keimen nicht nur Wasser und Wärme benötigt, sondern eben auch Licht. Wer möchte, dass er sich vermehrt und die Selbstaussaat gelingen kann, der lässt ihn auch nach dem Verblühen noch stehen. Ich musste in 50 Jahren noch nie Mohn aussäen, der versamt sich wunderbar selber.

Kein Wunder, enthält doch eine der typischen Kapselfrüchte später rund 2000 Samenkörner.

Wie ihr wisst, bin ich kein Fachfrau, also Biologin oder sowas, und ich kann euch deshalb auch nicht schlüssig erklären, wie es zu diesen vielen Farbvariationen kommt. Eigentlich ist ja der wild vorkommende Klatsch-Mohn (Papaver rhoeas) auf Feldern immer scharlachrot, so wird er auch in Botanikbüchern beschrieben. Ich vermute daher mal, dass die vielen Farbvariationen in Gärten durch Kreuzungen mit Seidenmohn entstehen. Das sind Gartenformen von Papaver rhoeas in verschiedensten Farben, auch gefüllt.

Was die Frage zu einer möglichen Verwendung der schwarzen Mohnsamen in der Küche betrifft, so heisst es, dass diese nur in beschränktem Masse, also wohldosiert konsumiert werden sollten. Ansonsten kann es zu unangenehmen Bauchschmerzen und Magen-Darmbeschwerden kommen.

Im Übrigen gilt der ganze Rest der Pflanze als giftig, vorallem aber der Milchsaft.

Nicht nur ich mag Klatsch-Mohn, sondern auch viele Wildbienenarten schätzen ihn. Er ist unter anderem ein wichtiger Pollenlieferant für:

Verschiedene Furchenbienenarten, die grosse Blauschwarze Holzbiene, Rotbeinige Körbchen-Sandbiene, verschiedene Schmalbienenarten, Mohn-Mauerbiene und die Gemeine Sandbiene.

Ein weiteres, grosses Plus für mich beim Klatsch-Mohn ist die Tatsache, dass er absolut schneckenresistent ist. Genauso wie übrigens auch der Kalifornische Goldmohn ( Eschscholzia californica).

    1. Leider bei mir schon bald wieder vorbei, aber jetzt beginnt dann erst die Blüte des violetten Schlafmohns (Papaver somniferum). Kennst du den auch?

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