In unserer Region muss wohl alle paar Hundert Meter eine Burg gestanden haben, so viele (Kleine) Immergrün (Vinca minor) hat es hier.
Von ihnen heisst es nämlich, man treffe sie oft als Überbleibsel ehemaliger Burggärten an. Aber wie gesagt, hier wachsen sie sehr zahlreich an Waldrändern, unter Gebüschen und Hecken und in lichten Laubwäldern.
Das Immergrün, Sinnbild für die Ewigkeit, hat schon immer bei vielen Lebensabschnitten eine grosse Rolle gespielt.
Das Kleine Immergrün bildet entlang von Waldrändern oft richtige Teppiche, weshalb es in Gärten gerne in Böschungen oder unter Gebüschen als Bodendecker Verwendung findet. Da wird dann jedoch oft das «Grosse Immergrün» (Vinca major) gepflanzt.
Jetzt im März beginnt die Hauptblütezeit des Immergrüns. Die aufrecht stehenden Sprosse, die sich ausgehend vom kriechenden Rhizom stets der Sonne entgegenstrecken, bilden dabei mehrmals im Jahr neue Blüten, bis in den Oktober. Bei uns im Garten kann ich selbst in milden Wintern noch Blüten entdecken.
Bestäubt werden die blau-lila farbigen Blüten von Schmetterlingen, Bienen und anderen Insekten. Danach werden die Samen – wie bei so vielen Pflanzen – auch durch Ameisen verbreitet.
Hauptsächlich erfolgt die Vermehrung jedoch über die Wurzeln bildenden, kriechenden Triebe; auch eine Vermehrung durch Stecklinge ist möglich und gelingt fast immer. Das können all jene bezeugen, die von mir schon mal Immergrün-Stecklinge mit nach Hause genommen haben.
Es heisst, es gebe noch immer Regionen, in denen das Immergrün zu Braut- und Totenkränzen geflochten werde. Im Mittelalter wurde das Immergrün zudem in Liebestränke gemischt, vielleicht in der Hoffnung, die Liebe möge ewig halten, ist doch diese immergrüne Pflanze ein Symbol für ewig Währendes. Na ja, da hoffe ich mal, es wurde nicht allzu viel davon in den Liebestrank gemischt, sonst hätte dann die Ewigkeit ungewollt eine andere, tödliche Bedeutung bekommen, gilt doch das Immergrün in allen Teil als giftig.
Befasst man sich etwas häufiger mit Pflanzen, fällt einem auf, WIE VIELE davon giftig sind. Wenn auch oft nur schwach giftig. Ja sogar unsere geliebten Tulpen und Osterglocken sind giftig. Eigentlich müsste heute, wo immer mehr Menschen in ihren Gärten keine einzige Giftpflanze mehr haben wollen, auf sehr viele wertvolle, heimische Pflanzen, Sträucher und Bäume verzichtet werden. In diesem Fall selbst auf das Immergrün. Ich persönlich befürworte es jedoch, insbesondere Kinder mit solchen Pflanzen aufwachsen zu lassen. Es ist an uns Erwachsenen, ihnen beizubringen, was sie essen dürfen und was nicht, was berühren und was besser nicht (bei der Brennnessel erübrigt sich das, da erfolgt Learning by doing sehr schnell und effektiv).
Ich persönlich war sogar froh – nachdem auch ich mit vielen Giftpflanzen wie Aronstab, Eiben, Goldregen etc. aufgewachsen bin – dass meine Kinder die Gelegenheit hatten, bereits in unserem eigenen Garten lernen zu können, was giftig ist. So konnte ich beruhigt sein, dass sie mit diesem, daheim erlernten Pflanzenwissen, später auch auf dem Schulweg, dann, wenn ich nicht dabei bin, immer wissen, wann man beispielsweise eine «rote Beere» essen kann und wann nicht.
Es grüsst euch eine föhnsturmgepeitschte
Gaby Kistler