Ein Tier mit ausserordentlich viel Biss

Es war das erste Mal, dass ich auf Spuren des Bibers gestossen bin und auch wenn es sich bei den Bäumen meistens um sogenannte Weichhölzer handelt, so haben mich die tiefen, breiten Spuren seiner Nagezähne im Holz doch sehr beeindruckt.

Überhaupt ist der Biber ein sehr interessantes, mancherorts auch umstrittenes Tier.

Für die vier vergrösserten Schneidezähne, je zwei oben und unten, ist die starke Beanspruchung kein Problem, denn sie wachsen ein Leben lang nach. Die vorderen sind meistens braun verfärbt.

A propos «Leben lang»: Biberpaare bleiben ein ganzes Leben zusammen. Just jetzt, in dieser Zeit, also zwischen Januar und März, findet ihre Paarung statt. Ungefähr im Mai/Juni kommen dann bis zu vier Junge auf die Welt.

Auf dem Speiseplan des Vegetariers stehen je nach Saison im Sommer verschiedene Pflanzen und im Winter hauptsächlich die Rinde von weichen Hölzern wie Birken, Pappeln, Erlen oder Weiden, alles Bäume, die mit Vorliebe in Wassernähe wachsen.

Auffällig am zwanzig bis dreissig Kilo schweren und einem Meter langen Nagetier ist sein charakteristischer, breiter, platte Schwanz. Den kann er für allerlei gebrauchen und ist so vielseitig wie ein Schweizer Sackmesser: Stütze beim Nagen, als Fettdepot, Steuer beim Tauchen, aber auch zum Warnen seiner Familie, dazu schlägt er mit ihm heftig auf’s Wasser. Ähnlich, wie die Hasen mit dem «Klopfen», dem Aufschlagen der Hinterläufe, ihre Artgenossen warnen. Mit seinen verschliessbaren Ohren und Nase, den Schwimmhäuten zwischen den Zehen der Hinterfüsse, ist der Biber zudem perfekt an ein Leben im Wasser angepasst.

Das geschützte Nagetier ist nicht nur ein begnadeter Holzbildhauer und Baumeister, sondern auch Landschaftsarchitekt. Wenn man ihn denn lässt, schafft er durch das Stauen von Fliessgewässern gänzlich neue Landschaften, die wiederum vielen anderen Arten Lebensraum bieten.

Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, dass seine «Landschaftsgestaltung» verständlicherweise nicht immer nur zur Freude der Landbesitzer geschieht. Wir werden immer mehr Menschen und benötigen immer mehr Nahrung und Lebensraum, folglich wird auch das Land stets intensiver genutzt. Kommt hinzu, dass das Vorkommen von Gewässern in unserem kleinen Land sowieso sehr begrenzt ist. In solchen Konflikten prallen dann unterschiedliche Interessen aufeinander, die meistens mithilfe von Fachleuten (Bibermanagement) gelöst werden können. Die Lösung kann beispielsweise eine Entschädigung sein für Landverlust und entstandene Schäden.

Der Hauptfeind des Biber sind eigentlich genau dieselben, die ich kürzlich beim Dachs erwähnt habe: Viele Tiere kommen beim Überqueren von Strassen ums Leben, aber auch Hunde die nicht unter Kontrolle sind, können zum Problem werden. Es ist sehr im Interesse der Besitzer, diese von Bibern fernzuhalten. Biber können nämlich äusserst wehrhaft sein und Hunden heftige Wunden zufügen.

Einst war er durch intensive Bejagung fast gänzlich ausgerottet, doch seit der Wiederansiedlung in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts konnte sich dieses faszinierende Tier wieder ausbreiten und das inzwischen ohne die Hilfe des Menschen.

Vielleicht habt ihr bei euch in der Region auch Bibervorkommen und konntet schon mal seine Spuren die er in der Landschaft hinterlässt entdecken? Oder konntet ihr einen Biber sogar schon mal sichten? Dazu müsste ich mich wohl auf die Lauer legen, da sie hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv sind.

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