Wer Pilze sammelt, scannt unablässig mit seinen Augen den Waldboden und kaum etwas entgeht ihnen. Dabei können ganz tolle Entdeckungen gemacht werden, wie zum Beispiel abgeworfene Geweihstangen oder Tierskelette. Am Samstag fand ich diesen Vogelschädel mit einem beeindruckend langen, kräftigen Schnabel, er kann dem Schwarzspecht (Dryocopus martius) zugeordnet werden.
Vielleicht ist dieser Schwarzspecht einem Habicht zum Opfer gefallen. In der Regel versuchen sie sich vor ihm zu schützen, indem sie sich ganz nah an einen Baumstamm drücken, oder erstarren. Vielleicht aber ist dieses Exemplar auch ganz einfach einen friedlichen Alterstod gestorben. Schwarzspechte können bis zu 14 Jahre alt werden.
Sein ausgeprägter, besonders kräftiger Schnabel ist sein Werkzeug, ein Meissel für Holz. Mit ihm zerhackt er morsche Baumstämme förmlich und hinterlässt an seinen «Baustellen» einen Berg von abgeschlagenen Holzspänen.
Mit wuchtigen Schnabelschlägen zerfetzt er das Holz förmlich, in der Hoffnung, darunter fette Beute (holzbewohnende Käferarten und ihre Larven) zu machen. Ansonsten ist der Schwarzspecht, wie auch der Grünspecht, ein ausgesprochener Ameisenliebhaber. Ähnlich einer Abrissbirne beim Hausabriss, schlägt der Vogel dabei seinen mächtigen Schnabel mit Pendelbewegungen durch den Ameisenbau um ihn zu zerstören und an die Delikatessen zu gelangen. Er bevorzugt grosse Ameisenarten, an denen auch was dran ist, Waldameisen, Rossameisen usw.
In unseren nahegelegenen Waldschluchten gibt es viele Schwarzspechte. Meistens sehe ich sie nicht – weshalb ich euch kein Bild zeigen kann – aber umso häufiger höre ich den tagaktiven Vogel. Charakteristisch sind seine lauten Rufe im Flug («krrü….krrrü….krrü..») und im Sitzen der Standortruf (ein langgezogenes «Kliööööh»). Sein Trommelwirbel ist etwas langsamer als der des Buntspechts, häufig ertönt auch nur sein lautes Klopfen auf Holz. Im Gegensatz zu anderen Spechten fliegt der Schwarzspecht nicht in Wellenbewegungen sondern in gerader Fluglinie.
Schwarzspechte sind eigentlich recht anpassungsfähig, jedoch an Vorkommen von alten Baumbeständen gebunden. Vornehmlich in 80 bis 100-jährige Buchen «mit mindestens 4 bis 10 Meter astfreien und über 35 cm starken Stämmen, baut er seine Brut- und Schlafhöhlen.» Wir haben wohl deshalb so viele Schwarzspechte, weil es in unseren Wäldern unterdessen grosse Totholzvorkommen gibt, viele riesige aufgeschichtete Haufen sowie stehen gelassene, tote Bäume. Leergeräumte «Wirtschaftswälder» ohne Totholz gibt es zumindest in meiner Region keine.
Übrigens: Nur das Männchen weist diese typische, rote Kopfplatte auf. Bilder von Schwarzspechten seht ihr hier: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/portraets/schwarzspecht/
Ich hoffe, euch mit diesen Bildern nicht allzu sehr erschreckt zu haben – nächstens kommt auch mal wieder eine Spinne zu Ehren – aber Werden UND Vergehen, gehören zum ewigen Kreislauf der Natur. (Übrigens: Wie immer findet ihr meine Beiträge auch auf der gleichnamigen Facebook-Seite).
Nun wünsche ich von Herzen einen rasanten Schlussspurt ins Wochenende und baldigen Feierabend, herzlich
Gaby Kistler