Dieses Jahr haben unsere weiblichen Eiben weniger Früchte als auch schon. Die roten «Beeren» ziehen stets zahlreiche Vögel an, die ihre giftigen Kerne einfach ausscheiden und damit auch gleich für die Vermehrung des heimischen, leider seltener gewordenen Nadelbaums sorgen.
Es sind aber nicht nur die bei Vögeln begehrten Früchte, welche die Eibe zu einem ökologisch wertvollen Nadelgehölz machen. Während über 40 Jahren konnte ich in unserem Garten selber immer wieder beobachten, wie viel Leben es doch auf, unter und in einer Eibe im Lauf der Jahreszeiten gibt.
Diese Säuleneibe, die gleich neben der anderen Eibe wächst, war 2002 anlässlich des Todes meiner Grossmutter Bestandteil einer Grabschale. Ich habe sie später ausgepflanzt und seither ist sie zu einer mehreren Meter hohen, stattlichen Säule herangewachsen. Alle Eibenarten sind wunderschön als Solitärbäume, eignen sich jedoch auch als Heckenpflanzen, da sie schnittverträglich sind.
An der Eibe (Taxus baccata) ist alles giftig, vorallem aber die Samen ihrer beerenartigen Früchte. Einzig ihr roter, schleimiger Samenmantel ist nicht giftig. Im Handel gibt es spezielle Sorten, die garantiert keine Früchte entwickeln, zum Beispiel die fruchtlose Becher-Eibe ‘Hillii’ (Taxus media ‘Hillii’), was dann wiederum eher zum Nachteil der Vögel wäre.
Eibenhecken und vorallem Eiben als Solitär- also Einzelbäume, sind ein wichtiges Vogelnährgehölz, denn insbesondere Amseln, Drosseln, Kernbeisser, Kleiber, aber auch Meisen, lieben ihre roten Früchte. So kann ich jeden Herbst von der guten Stube aus beobachten, wie sich die Vögel regelrecht um die Delikatesse zanken. Zudem dienen die Bäume/Hecken den Vögeln auch als Nistplatz und zahlreichen Kleinsäugern als Lebensraum, oder wichtiger Schutz, wenn sie beispielsweise vor Raubvögeln flüchten müssen. Das kann ich bei unseren eigenen Eiben seit vielen Jahrzehnten bestens beobachten und kann daher die Meinung vereinzelter «Naturgarten-Hardliner», dass der Wert der Eibe «ein Mythos» sei und nicht zu den bevorzugten Bäumen in einem «Naturgarten» zählen soll, absolut nicht nachvollziehen.
Dabei ist leider auch die Eibe, der einzige heimische Nadelbaum, der keine Zapfen trägt, in den Wäldern im Allgemeinen selten geworden. Das kann ich zum Glück von unseren Waldtobeln nicht behaupten, hier kann man die Eibe als Unterbewuchs noch relativ häufig beobachten. Um zu Gedeihen, benötigen sie vorallem in jungen Jahren dringend die Beschattung durch grössere Bäume, was heute leider häufig nicht mehr gewährleistet ist. Aber auch Verbiss durch Rot- und Rehwild setzt ihnen zu, dass dieser zunimmt, daran ist unter anderem auch wiederum der Mensch und die moderne Waldrand»pflege» schuld.
Ich liebe die Eiben, sie gehören zu meinen Lieblingsbäumen, mit ihrem wunderschönen, glänzenden Dunkelgrün der Nadeln und dem Weinrot der Stämme, welches besonders in nassem Zustand zur Geltung kommt. Drei Generationen sind bereits mit unseren Eiben im Garten aufgewachsen, trotz Giftigkeit, denn uns Kindern wurde stets von kleinauf der richtige Umgang mit ihnen gelehrt. Auch die Hunde – und früher Katzen – haben in 40 Jahren stets instinktiv gewusst, dass das nichts für sie ist, einzig ein Welpe, dem die Mutter das nicht beibringen konnte, naschte mal zuviel von den süss-schleimigen Früchten am Boden, doch auch er hat es überlebt und nachher nie mehr davon gefressen.
Auch in der Wildnis gibt es «Kandidaten» (wahrscheinlich Jungtiere), die wohl den Umgang mit den giftigen Eibenfrüchten erst noch lernen müssen, so kann man in den Wäldern um diese Zeit öfters mal erbrochenen Eibenbeeren begegnen.
Deutlich sichtbar sind hier auf dem Bild neben dem roten Fruchtfleisch auch die ausgeschiedenen, giftigen Samen. Ich weiss nicht ob es stimmt, aber es heisst, dass bei einigen Tieren nach dem Verzehr giftiger Pflanzen/Beeren ein Würgereflex einsetzt, der sie zum Erbrechen bringt.
Zum Schluss – vor der Bildergalerie – möchte ich euch noch dieses wunderbare Eiben-Gedicht von Jürgen Wagner zeigen:
Rot getupft steht sie im Garten
Immergrün schmückt sie mein Haus
Zur Freude vieler Vogelarten
Doch giftig für uns überaus!
Im Überleben wahrer Meister
Mit wenig kommt sie gut zurecht
Der Mensch jedoch wurd› immer dreister
So überlebte sie nur schlecht
Der Stock schlägt aus, wenn’s einmal nötig
Ihre Wunden heilen schnell
Unter Bäumen ist sie König
Steht tausende Jahre – eventuell
Ein jeder Ast kann neu ausschlagen
Wenn er einmal die Erd’ erreicht
So lebt sie sozusagen
Ewigkeiten – scheinbar leicht!
Das Holz ist hart, war schwer begehrt
Das Wachstum langsam, aber stetig
Einst war sie heilig, hochverehrt
Heute sind wir ihr nur gnädig