Eiben – einst lebende, nachwachsende Waffen

Die Eibe (Taxus baccata) ist wahrhaft in vielerlei Beziehung ein eigenartiger und zugleich einzigartiger Baum. Einst galt er sogar als nachwachsendes Waffenlager.

Ich widme der Eibe heute dieses Portrait, da man nun zwischen ihrem dunkelgrün glänzenden Nadelkleid wieder ihre roten «Beeren» entdecken kann. «Baccata» steht für «beerentragend». Jedenfalls auf weiblichen Bäumen, denn die Eibe ist zweihäusig.

Eine unserer drei Eiben trägt dieses Jahr das erste Mal Früchte, je nach Standort erlangen sie die Blühreife erst mit 15 – 30 Jahren. Eine andere, etwa 50-jährige Eibe, trägt heuer nur ganz wenige, dafür war sie letztes Jahr über und über voll mit den rot leuchtenden Früchtchen, so, dass es fast gleich viel Rot wie Grün an dem Baum gab – ein Festessen für die Vögel.

Sie entledigen sich des giftigen Kerns über den Kot und sorgen so für die Vermehrung des Baums.

Der rote, leicht süssliche, schleimige Samenmantel, der den giftigen Kern umgibt, ist das Allereinzige, was an der Eibe nicht giftig ist. Insbesondere auf Pferde wirkt das Alkaloid Taxin ausserordentlich stark.

Bei uns kommen die tiefwurzelnden Eiben in den Waldschluchten der Umgebung noch häufig vor, als Unterbewuchs der grossen Bäume. Sie sind Schattenbäume und kommen mit vier Mal weniger Licht aus, als beispielsweise die lichtbedürftige Waldkiefer.

Wird jedoch rundherum gerodet und steht die Eibe plötzlich im prallen Sonnenlicht, bekommt ihrem Nadelkleid die plötzliche Umstellung von Schatten auf Licht nicht gut. Das konnte ich selber bei uns beobachten, als wir leider zwei Tannen neben einer Eibe fällen mussten.

Einzigartig ist an diesem Baum vieles, so trägt er als einziger heimischer Nadelbaum keine Zapfen und besitzt keine Harzkanäle. Zudem wächst der bis zu 10 Meter – maximal 18 Meter – hoch wachsende Baum mehrstämmig, wie auf dem Bild. Einzelne Stämme können sogar miteinander verwachsen.

Eiben waren auch seit Jahrtausenden der beste Lieferant von Holz für die Herstellung von Waffen: Wurfspiesse, Speere, Pfeile und Armbrüste. So fand man einen gut konservierten, etwa 150’000 Jahre alten Eibenspeer, der in den Rippen eines Mammuts steckte. Kaum ein anderes Holz eignet sich so gut für die Fertigung von Pfeil und Bogen wie die Eibe, es ist widerstandsfähig, hart und gleichzeitig elastisch.

Da müsse es nicht verwundern, dass um Burgen viele Eiben anzutreffen seien, galten sie doch als «langsam nachwachsende Waffenkammern». Zu den wichtigsten Kriegswaffen des mittelalterlichen Englands gehörten eibene Kampfbögen mit einer Abmessung von 1,8 – 2 Metern.

Aber auch viele andere Gegenstände wurden aus Eibenholz gefertigt. So viele, dass die Forscher die damalige Entwicklungsstufe als «Eibenkultur» bezeichneten, nachdem sie am Mondsee in Oberösterreich in einer bronzezeitlichen Ufersiedlung sehr viele eibene Gegenstände ausgegraben hatten. Dazu zählten Kämme, Axtholme und Webschiffchen.

Eibenholz zählt neben dem Buchsbaum zu den härtesten heimischen Hölzern. Es wurden auch Eibenstecken als Rebstickel verwendet, die angeblich 100 Jahre lang hielten, womit sie sogar denen der Eiche überlegen waren. Im Zürcher Oberland wiederum wurden Stubenbesen aus Eibenreisern verwendet. Weil die Äste sich «dem Boden leicht anschmiegten und die Nadeln lange nicht abfallen, zog man sie den fichtenen vor.»

Das ist tatsächlich so, Eibennadeln fallen kaum ab, wenn man sie als Dekoration verwendet, die halten sich bei mir stets bis im Frühling, selbst in geheizten Räumen. Ganz im Gegensatz zu Fichtenzweigen, da rieseln die Nadeln bereits nach relativ kurzer Zeit herab.

Eiben wurden von den meisten Kulturen als heilig verehrt. Es wird vermutet, das althochdeutsche Wort für Eibe, «iwa», hänge mit «ewa», der Ewigkeit zusammen. Wobei die immergrünen Nadeln das ewige Leben symbolisieren. Leben und Tod sind untrennbar miteinander verbunden und man war im Mittelalter der Ansicht, wer unter eine Eibe ruhe, der werde vom Todeshauch umhüllt. Sie galt als Symbol der Totenruhe und wurde gerne auf Friedhöfen gepflanzt. Die Germanen widmeten eines der Runensinnbilder der Eibe. «Ihwaz» nannten sie Rune und Baum, beiden wurden grosse Heilkräfte zugeschrieben. Sie galt aber auch als Schutz gegen Zauber und böse Geister, wozu man ein Stückchen Eibenholz auf dem baren Leib trug.

Es gäbe ja noch so vieles zu erzählen über diesen interessanten Baum, doch für heute mache ich hier mal einen Punkt. Ausser vielleicht noch dies: Ihr könnt die Eibe vor allem bei Regenwetter gut an ihrem Stamm erkennen. Wenn dieser nämlich nass ist, kommt seine rote Farbe besonders gut zur Geltung. Sie bildet dann einen wunderschönen Kontrast zu dem dunkelgrünen Nadelkleid. (auf dem Bild eingeklemmt zwischen zwei anderen Bäumen).

Quelle: Die Informationen über die geschichtlichen Aspekte der Eibe habe ich heute dem wunderbaren Buch «Mythos Baum» von Doris Laudert entnommen.

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