Die Walliser Suonen – 1000-jähriges Kulturgut

Die vergangenen Tage verbrachte ich in Ausserberg. Dieses Dorf liegt im Oberwallis, auf 1008 Meter über Meer, oberhalb Visp. Die Lötschberg-Südrampe zählt aufgrund einer klimatologischen Besonderheit zu der trockensten Region in der ganzen Schweiz. Aus diesem Grund ist die künstliche Bewässerung für das Überleben seit jeher unerlässlich, sei es für die Landwirtschaft, den Rebbau oder die Viehzucht. Sie wird ermöglich, mittels der vor rund 100 Jahren angelegten Suonen. Das Wasser, welches in diesen Bewässerungskanälen fliesst, entstammt den Gletschern des Bietschhornmassivs.

Die Arbeit an der Instandstellung der Suonen über Felsen und in Schluchten war brandgefährlich und sehr viele Männer kamen dabei ums Leben. Sie hinterliessen ebenso viele Witwen. Nur dank dieser enormen Gemeinschaftsleistung von rund 20 Familien, können heute die Nachfahren hier auf diesen ansonsten ausserordentlich trockenen Hängen ein Auskommen finden. Sie profitieren von dem weit her geleiteten Gletscherwasser, welches reich an Phosphor, Kalk, Magnesium- und Kalisalzen ist.

Mittels solcher natürlich gewachsener, gekrümmter Baumstämme, konnten die Wasserleitungen in den Felsen befestigt werden. Dazu wurde auch ein Seil gebraucht, welches extra zu diesem Zweck in Genua vor rund 500 Jahren bestellt worden ist. Es hat eine Länge von 200 Metern und 6 Zentimeter Durchmesser. Noch heute ist es intakt und hängt in der Burgerstube der Gemeinde Ausserdorf. Gemeinsam mit den Kerbhölzern, welche für die Wasserrechte der einzelnen Familien stehen.

Das Seil von Genua, eigens für die Ausserdorfer gefertigt. Zu sehen sind auch die Kerbhölzer mit den Wasserrechten der einzelnen Familien.

Für das Wassern der Felder und Wiesen benötigt es viele verschiedene Vorrichtungen, wie beispielsweise diese einfachen Holzbretter, die als Schieber dienen und das kostbare Nass kanalisieren. Wer übrigens in alter Zeit meinte, die Dorfgemeinschaft bei der ihm zugeteilten Wasserentnahme betrügen zu können, der wurde von ihr ausgestossen, was schlimme Folgen haben konnte. Damals konnte man nur dank der Gemeinschaft überleben.

Ein mit eisigem Gletscherwasser gefüllter Wasserkanal.
Auf diesem Bild ist gut ersichtlich, welche Fläche bewässert worden ist und welche nicht.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .