Die Schneeschmelze fördert sie zutage: Wühlmausgänge

Schmilzt der Schnee auf den Wiesen, kommt zuweilen Sonderbares zutage: Vor allem während schneereichen Wintern, können die Grossen Wühlmäuse (Arvicola terrestris) ungestört ihre Gänge anlegen und auf Nahrungssuche gehen. Unter dem Schnee bleiben ihre Aktivitäten vor den wachsamen Augen von Greifvögeln oder Katzen verborgen.

Ist der Schnee weg, findet man zuweilen auch an Wegrändern solche abgebildeten Erdrollen, Spuren von Wühlmaustätigkeit, oder die im Titel abgebildeten, freigelegten Gänge der Nagetiere.

Wir bezeichnen bei uns die Grosse Wühlmaus meistens als Schermaus. Ausserhalb der Vegetationsphase ernährt sie sich von saftigen Wurzeln verschiedener Gehölze, Obstbäumen, wie auch Zierpflanzen. Ein Grund, warum der Nager weder im Garten, noch im Obst- und Weinanbau gerne gesehen ist. Während der wärmeren Jahreszeit hingegen besteht seine Ernährung hauptsächlich aus oberirdisch wachsendem Grün, was in der Regel keine grösseren Schäden verursacht.

Diese Wühlmaus fand ich an einem Waldrand, vielleicht hat sie jemand kurz zuvor erbeutet, wurde durch mich gestört und hat sie liegengelassen. Das daneben gelegte Streichholz dient als Grössenvergleich. Schermäuse können bis zu 22 cm lang sein und 180 Gramm schwer. Ihre Fellfarbe ist sehr variabel.

Die Gangsysteme befinden sich in einer Tiefe von fünf bis 30 cm und können insgesamt eine Ausdehnung von 25 Metern aufweisen. Auch dieses Bild verrät, kurz nachdem der Schnee geschmolzen ist: Hier waren Schermäuse aktiv.

Die Form eines Wühlmausganges ist oval, weist eine Breite von etwa 5 cm und eine Höhe von bis zu 9 cm auf. Vor allem in Gärten und Obstanlagen kann es schon mal vorkommen, dass Wühlmäuse die Gänge von Maulwürfen benutzen oder bereits vorhandene Gänge von beiden gemeinsam bewohnt werden.

Aufgeworfene Wühlmaus-Erdhaufen befinden sich nie direkt über, sondern 10 bis 30 Zentimeter neben dem Gang. Im Vergleich zu denen des Maulwurfs sind sie eher unauffällig, länglich, fladenförmig und unregelmässig angeordnet. Erdhaufen des Maulwurfs hingegen sind auffällig gross, rundlich und oft regelmässig auf einer Linie angeordnet. Wühlmaus-Erdhaufen sind auch nicht so häufig (nur 3 bis 5 Haufen pro Bau).

Auffällig an Wühlmaus-Erdhaufen ist zudem, dass sie eher grobschollig sind und oft abgebissene Pflanzenteile wie Gräser oder Wurzelreste enthalten.

Dieses Bild zeigt ein ausgeräumtes Wühlmausnest, vielleicht hat es ein Fuchs oder Dachs leergeräumt. Der Nestkessel befindet sich in etwa 20 bis 40 cm Erdtiefe, gebaut ist er aus trockenen Grashalmen.

Nachwuchs gibt es bei den Grossen Wühlmäusen reichlich: «Drei- bis fünfmal jährlich – von März bis Oktober – setzt ein Weibchen jeweils 3 bis 6 Junge ab (mitunter sogar zehn!).» Man rechne wie viele Nachkommen das jedes Jahr gibt.

Bedingt durch sehr gute Nahrungs- und Witterungsbedingungen, treten im Abstand von 5 bis 8 Jahren regelmässig Massenvermehrungen auf. In einem solchen Jahr sind 1’000 Tiere auf einer Fläche von einem Hektar dann keine Seltenheit. Die Bauern sagen mir, dass es in so einem Jahr dann aber auch zu Inzucht kommt und eine grosse Anzahl Wühlmäuse in der Folge dahingerafft werden.

Das Bild zeigt eine Grosse Wühlmaus, die vor mir auf dem Weg lag. Wahrscheinlich steckt auch da ein Fressfeind dahinter, der nur wartet, bis ich endlich verschwunden bin.

Von den benachbarten Bauern habe ich zudem gelernt, dass es Tage gibt, an denen die Wühlmäuse besonders stark «stossen», das heisst aktiv sind. Auf dem Bild sieht man, wie unter der Schneedecke wohl soeben eines dieser Nagetiere aktiv ist. Schermäuse halten ja weder Winterschlaf noch Winterruhe.

Einer der besten Mäusejäger ist der Fuchs, ich kann ihn oft dabei beobachten. Kurz vor dem Zupacken vollführt er einen akrobatischen, hohen Luftsprung. Das machen übrigens auch viele Hunde, wenn sie am «mausen» sind. Aber auch Störche (Bild) und Graureiher kann ich immer wieder beim Vertilgen riesiger Wühlmäusen beobachten.

Mit diesem Schnappschuss vom Storch und der erbeuteten Wühlmaus wünsche ich euch nun einen guten Start in die neue Woche,

Gaby Kistler

Quelle Informationen zur Wühlmaus: «Wühlmäuse und Maulwürfe» von Dr. Manfred Fortmann

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.