Die Schafgarbe (Achillea millefolium), sie ist eine der grössten, heimischen Heilpflanzen, von der bereits Maria Treben und Kräuterpfarrer Künzle geschwärmt haben. Vorallem aber ist sie DAS «Frauenkraut» und vieles mehr.
Das lateinische Achillea wird auf keinen geringeren als den Helden des Trojanischen Krieges zurückgeführt: Achilles. Dieser sei vom Zentauren Chiron in der Heilkunde unterwiesen worden und habe die Pflanzen zur Heilung seiner Krieger angewandt. Millefolium wiederum, so heisst es, stamme vom griechischen myrióphyllon, was «mit unzähligen Blättern» bedeutet. Ich hingegen würde es eher als «Tausendblatt» bezeichnen. Die «garbe» im Namen kommt vom Althochdeutschen «garvan», schreibt Kräuterpfarrer Künzle. Dieses bedeute «heilen». In Estland beispielsweise heisse sie «Beilhiebkraut», in Ungarn «Blutkraut», in Friesland «Wundheiler». All diese Namen deuten auf ihre grosse Heilkraft hin.
Die Schafgarbe gedeiht auch bei uns in der Schweiz in vielen Arten. Sie alle sind wirksam, Blätter und Blüten, frisch und gedörrt. Im Mittelland kommt das Tausendblatt (A. millefolium), wie es auch genannt wird, wohl am häufigsten vor. Die heilkräftigsten sind die Bergarten, die Moschus-Schafgarben (A. moschata) Die nur in den alpinen Regionen vorkommende Art (Bild) wird in unserer 4. Landessprache, dem Rätoromanischen, Iva genannt. (Bild). Sie hat einen besonders würzigen, aromatischen Geruch. Die Iva-Arten werden höchstens 5 bis 20 Zentimeter hoch, sie müssen sich ja auch beeilen mit der Blüte und dem Versamen, denn früh schon im Herbst wird der erste Schnee sie wieder bedecken.
Es gibt ein altes Sprichwort, das besagt: «Schafgarb› im Leib, tut gut jedem Weib!» und so preisen denn auch sämtliche grossen Kräuterkundigen aus der Vergangenheit und Gegenwart die Schafgarbe als DAS «Frauenkraut». Maria Treben beispielsweise empfiehlt uns Frauen, präventiv immer mal wieder eine Tasse mit Schafgarbe zu trinken, wenn möglich ergänzt mit weiteren Frauenkräutern wie dem Frauenmantel und Weiss- und Rotklee. Wie erwähnt, ist die Schafgarbe jedoch auch als grosses Wundheilkraut bekannt und ihre frisch zwischen den Fingern zerrieben Blätter bringen Linderung nach Insektenstichen. Gut zu wissen, wenn man sich auf einer Wanderung befindet.
Wer kann, sollte diese grosse Heilpflanze am besten gleich bei sich im Garten haben. Dabei kann man Überraschendes feststellen: Am selben Ort, kann die Schafgarbe weiss, hellrosa, oder in einem dunklen Pink erblühen. Ich spreche dabei von der «wilden», unkultivierten Art. Das hat, so heisst es, nichts mit der Bodenbeschaffenheit zu tun, sondern ist einfach eine Laune der Natur. So wie auch der Kriechende Günsel an derselben Stelle dunkelblau, rosa oder gar weiss blühen kann.
Dann gibt es im Handel aber natürlich auch die kultivierten Arten, deren Blüten beispielsweise dunkel-weinrot sind, oder gelb. Von ihnen heisst es, dass sie keinerlei Heilkraft besitzen; auch ich verwende nur die «wilde», ursprüngliche Form, die an Naturstandorten vorkommt.
Auch der Umgang mit Heilpflanzen will gelernt sein und setzt Einiges an Wissen voraus. So habe ich gelesen, dass die Schafgarbe Furanocumarine enthält und deshalb – äusserlich angewendet – nicht von allen Menschen vertragen wird. Deshalb sollte zuerst an einer kleinen Stelle auf der Haut getestet werden. Auch sollte sie innerlich nicht über einen zu langen Zeitraum angewendet werden, da sie zu Verstopfung und trockener Haut führen kann. Am besten informiert ihr euch vorher über eine korrekte Anwendung:https://www.kostbarenatur.net/anwendungen-und-inhaltsstoffe/gewoehnliche-schafgarbe/
In meinen alten Kräuterbüchern der 40-er bis 70-er Jahre steht noch nicht viel geschrieben über Anwendungseinschränkungen oder Hinweise, dass gewisse Heilpflanzen beispielsweise wie im Fall der Schafgarbe die Aufnahme gleichzeitig eingenommener Arzneistoffe verringern, oder bei einer zu lang anhaltenden Einnahme zu gesundheitlichen Schäden führen kann. Heute hat man einerseits dank der Forschung neue Erkenntnisse gewonnen, die man durchaus beachten muss. So zum Beispiel die Tatsache, dass das Johannisöl auf die Haut aufgetragen, eine photosensibilisierende Wirkung hat, also die Lichteinwirkung verstärkt und man deshalb nach dem Auftragen die Haut für eine gewisse Zeit nicht der Sonne aussetzen soll. Trotzdem darf man sich nicht verrückt machen lassen. Manchmal habe ich gar ein wenig den Eindruck, dass da teilweise eine gewisse Lobby der Pharmaindustrie dahintersteckt. Sie hat mit Sicherheit keine Freude daran, dass die Menschen wieder vermehrt zu natürlichen Heilmitteln greifen. Aber vergesst nicht: Wenn man die Beipackzettel ihrer Produkte liest, kommt einem ja oft auch das Grauen. Letztlich gilt auch und insbesondere bei den Heilpflanzen: «Die Dosis macht das Gift», alles im Mass. Teekuren, das Anwenden einer bestimmten Salbe, nichts sollte länger als 4 Wochen in Folge andauern. Auch sollte man sich beim Sammeln gut auskennen, ansonsten nimmt man besser jemand mit der kräuterkundig ist, oder kauft die Droge in der Drogerie oder Apotheke. Da geht man auf Nummer sicher. Also: Lasst euch die Freude an den Heilpflanzen nicht vermiesen, aber lasst dort Vorsicht walten, wo sie geboten ist und informiert euch gut.