Die Mispel – ein in Vergessenheit geratenes Obst

In Ländern wie Kroatien und der Türkei, aber auch Bulgarien und Ungarn, ist sie noch nicht so sehr in Vergessenheit geraten, wie bei uns in der Schweiz: Die Mispel (Mespilus germanica). Dort findet man sie im Herbst sogar in Läden oder auf Märkten im Angebot.

Mit der harten Frucht, die erst sehr spät im Herbst reift, lassen sich allerlei Köstlichkeiten zubereiten, aber: Gewusst wie!

Die Mispel (Mespilus germanica) ist eine Pflanzenart der Kernobstgewächse (Pyrinae) und zählt zur Familie der Rosengewächse. Sie wurde bereits im Mittelalter in wintermilden Gegenden als Obstbaum kultiviert. Weitere Namen des sommergrünen Baums sind: Hundsärsche, Dürrlitzen, Mispelche; Asperl, Aschperln, Hespelein; Dürgen, Dörrlitzen, in der Innerschweiz Näschpli.

In der Türkei und in Kroatien ist die Mispel als Musmula/Muschmula/Mushmolla bekannt und in Ungarn als Lasponya.

Vor allem die Amseln mögen die grossen, orange-braun-ledrigen Früchte. Über den Zeitpunkt der Mispelernte, ob vor oder nach dem ersten Frost, kann man Verschiedenes lesen. Ich hatte den Beitrag auch auf Facebook veröffentlicht und fast alle Kommentare diesbezüglich sprachen sich ganz klar für folgendes Vorgehen aus: Die Mispelfrüchte VOR dem Frost ernten und in einem kühlen Raum auf Stroh gebettet nachreifen lassen. So werden sie weich und verlieren viel ihrer Gerbsäure. Immer wieder wurde auch der positive Einfluss von Stroh auf die Nachreife der Früchte erwähnt.

Übrigens: Carl v. Linné verpasste der Mispel einen falschen botanischen Namen («germanica«), weil er den Baum das erste Mal in Deutschland kennenlernte. Doch wo sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet nun wirklich liegt, weiss man bis heute nicht genau, da die Mispel bereits sehr früh kultiviert worden ist.

Achtung: Nicht verwechseln mit der auch als Nisperos bekannten Japanischen Wollmispel (Eriobotrya japonica)!

Noch ein paar Worte zur Verwendung: Die Mispel, deren intensiver Geschmack man mit einer Mischung aus Datteln und Feigen, mit einer leichten Apfelnote beschreibt, lässt sich zu einer delikaten Marmelade verarbeiten. Ja sogar Wein lasse sich damit keltern.

Aber: Stets die zahlreichen Kerne in den Früchten vor der Verwendung entfernen, wozu sich einmal mehr die Flotte Lotte anbietet.

Anscheinend werden heute die Mispeln zur Obstgewinnung wieder in größerem Umfang in der Schweiz angebaut (um den Vierwaldstättersee) und in Deutschland werden durch die Stadt Heidelberg mehrere Mispelvorkommen mittels eines Erhaltungsprogramms gefördert.

Zu den vielen Kernen, welche die Mispelfrucht enthält, fand ich noch folgenden Spruch:

«Kein Jugfraw ward nie so rein, esse sie drey Nespeln, sie geb von ir fünffzehen stein«.

So, für heute ist Schluss mit Schreiben, jetzt geht es nach draussen, wo die Sonne bereits den Reif von letzter Nacht wegschmelzen lässt. Da die Nacht klar war – wir sprechen dann von «Glanz», wenn sie wolkenlos ist – wurde es sehr kalt und die Landschaft erschien so weiss vom Reif heute in der Früh, als wäre sie mit Schnee bedeckt. Gut habe ich da vorgestern noch die letzten Geranientöpfe in die Garage verfrachtet, wo sie nun ihre wohlverdiente Winterruhe antreten.

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