Die Heilpflanze mit den Täschchen

Das Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) – auch als Taschenkraut bekannt – ist seit dem Mittelalter eine bewährte, geschätzte Heilpflanze.

Inzwischen haben zahlreiche Studien seine wirkungsbestimmenden Inhaltsstoffe entschlüsselt und man weiss heute, warum diese Pflanze bereits unseren Vorfahren so gute, wertvolle Dienste geleistet hat.

Bei genauem Hinsehen entdeckt ihr sie, die Namensgeber des Hirtentäschels: langgestielte, herzförmige Schötchen von denen jedes ungefähr 20 Samen enthält (im Bild rot markiert). Sie ähneln in der Form der aus Fell gefertigten Umhängetasche der Hirten. Darauf deutet auch der lateinische Namen hin: Bursa = Tasche, Pastor = Hirt. Capsella wiederum ist der Gattungsname.

Auf den zierlichen Blüten lassen sich zahlreiche Schwebliegen- und kleinere Wildbienenarten beobachten.

Nicht umsonst hat die Natur dieses Kräutlein mit vielen kleinen Täschchen ausgestattet. Dazu schrieb einst der grosse Schweizer Kräuterpfarrer Johann Künzle Folgendes:

«Und in diese Taschen hat er (der Schöpfer) Kraft der Kühlung hineingelegt gegen inneren und äusseren Brand…»

Für alle die nicht wissen, was «Brand» in diesem Zusammenhang heisst: Bei Brand spricht man auf dem Land unter uns Heilkundigen noch heute von inneren (Fieber) und äusseren Entzündungen (bei Wunden, Ekzemen etc.).

Künzle spricht auch seine blutstillende Wirkung an: «Bei Verletzungen, wo Blut fliesst, lege man sofort zerstossene, frische Hirtentäschli auf; bei Nasenbluten binde man sich einen Wisch Hirtentäschli um Hals und Nacken«.

Gemäss Rudi Beiser («Geheimnisse der Unkräuter») begann die Heilpflanzenkarriere des Hirtentäschels bereits im Mittelalter und schon damals, in einem Kräuterbuch von 1485, soll auch seine blutstillende Wirkung beschrieben worden sein.

Heute ist die Liste der nachgewiesenen Wirkungen des Hirtentäschels inzwischen erstaunlich lang und sie bestätige viele volksmedizinische Anwendungen: Die Pflanze wirke unter anderem antimikrobiell, antikarzinogen, antioxidativ, entzündungshemmend und leberschützend. Davon schreibt Rudi Beiser und erwähnt auch die Verwendung der jungen, frischen Blattrosetten (Bild) in der Küche, zum Beispiel in einem Frühlingssalat, gemeinsam mit Eiern und Feldsalat (Nüsslisalat).

Hirtentäschel kommen ein- oder zweijährig vor:

Pflanzen, die sich diesen Frühling aus den keimenden Samen entwickeln, werden im Herbst absterben; Samen, die noch im Herbst keimen, überwintern als Blattrosette und blühen erst im darauffolgenden Jahr.

Dank seiner bis zu 80 cm langen Pfahlwurzel kann das Hirtentäschel auch an trockenen Standorten gedeihen und problemlos längere Trockenphasen überstehen.

Quellen: «Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen»/Das Beste, Rudi Beiser «Geheimnisse der Unkräuter», Johann Künzle «Das grosse Kräuter-Heilbuch»

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