Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich der Hochsommer dem Ende zuneigt, ist die Tatsache, dass es in den Hecken bunt wird:
So erröten beispielsweise bereits die ersten Pfaffenhütchen, als würden sie sich schämen, für den Namen, den man ihnen einst gegeben hat. Aber auch so manch anderes Heckengehölz macht nun mit seinen Früchten auf sich aufmerksam.
Wer wie ich einen Hartriegel im Garten hat (Cornus mas), der erkennt es anhand der Blätter sofort: Hier handelt es sich um ein Hartriegelgewächs und zwar um den Roten Hartriegel (Cornus sanguinea). Aber wieso «Roter»? Den Namen verdankt er seinen Blättern, die sich im Herbst blutrot verfärben werden und dem roten Holz seiner Äste, gut sichtbar auf dem Bild. Die Beeren sind ungeniessbar und können bei Kindern eine Magen-Darmgrippe auslösen.
Auch die ersten roten Beeren des Gemeinen Schneeballs (Viburnum opulus) ziehen nun unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die Form seiner Blätter kann zum Teil stark variieren.
Von seinen Beeren müssen wir die Finger lassen, denn sie sind giftig, stattdessen dürfen wir von den zahlreichen reifen Brombeeren in den Hecken naschen. Ihr Geschmack ist um vieles besser, als derjenige der kultivierten, dornenlosen Arten in den Gärten. So ist es ja mit Vielem, auch bei den Heidelbeeren oder Himbeeren. Bei Züchtungen geht leider oft der Geschmack etwas verloren.
Isst man Wildfrüchte, wie beispielsweise Brombeeren, sollte darauf geachtet werden, dass man sie beim Naschen unterwegs stets nur ab einer gewissen Höhe pflücken sollte. Nie in Bodennähe. Bei uns fing sich ein Bauer, weil er Beeren in einem Wiesenbord gegessen hatte, einen Fuchsbandwurm ein. Man sollte deswegen nicht in übertriebene Panik ausbrechen, wenn man sie wie auf dem Bild in der Höhe pflückt, sollte nichts passieren können.
Aufmerksamen Beobachtern dürften die Haselkätzchen bei den Haselnusssträuchern nicht entgangen sein. Sie werden zwar bereits jetzt ausgebildet, doch sie gehen erst im Frühjahr auf, je nach Winter erfolgt die Blüte manchmal bereits ab Januar/Februar.
In meiner Umgebung hat es eine mehrere Hundert Meter lange Hecke, die sich aus vielen verschiedenen Sträuchern zusammensetzt. Eine wahre Freude, von der Blüte im Frühling, bis hin zu der Zeit der Fruchtreife und den bunten Blättern im Herbst. Es finden sich darin unter anderem Gemeiner Schneeball, Roter Hartriegel, Schlehen, Haselnusssträucher, Pfaffenhütchen und viiiiele Brombeeren.
So eine Hecke ist ein unglaublich wichtiges Element in der Landschaft. Die Hecke, von der all diese Bilder stammen, trennt zwei Wiesen und bietet vielen Kleintieren Schutz, wenn sie beispielsweise vor Greifen auf dem offenen Feld fliehen müssen. Die Greifvögel – insbesondere die Rotmilane – haben sich als Folge von Zufütterung durch den Menschen bei uns stark vermehrt, was teilweise zu Überpopulationen geführt hat. So viele Greife benötigen auch viel Futter und Hermeline und Feldhasen sind noch mehr als sonst gefährdet. Für sie stellen insbesondere Hecken in der Landschaft eine überlebenswichtige Rückzugsmöglichkeit dar, wenn sie fliehen müssen. Ohne sie wären sie in der offenen Landschaft ihren Fressfeinden schutzlos ausgeliefert.
Was oft lediglich als «Gestrüpp» bezeichnet wird, ist sehr wichtig für den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt (Biodiversität). Eine Hecke bietet nicht nur Schutz vor Feinden und Wetterunbill (Hitze, Hagel, Nässe), sondern auch Nist- und Brutmöglichkeiten für zahlreiche Säugetiere und während der Wintermonate mit ihren Früchten ein willkommenes Angebot auf dem ansonsten mageren Speisezettel.
Leider wurden bei uns in der Region seit meiner Kindheit in den frühen Sechziger Jahren sehr viele Hecken dauerhaft entfernt. Der Zweck war die einfachere, bessere Bewirtschaftung der Flächen. Selbst entlang von Bachläufen wurden die Hecken entfernt, die sind nun der sommerlichen Hitze mitsamt ihren Begleitpflanzen und Amphibien schutzlos ausgeliefert. Schön, dass es jedoch immer wieder Aktionen gibt, bei denen Hecken neu gepflanzt werden. Vorbildlich ist da beispielsweise der «Heckentag»: https://heckentag.ch/