Die Fichte, oft verwechselt mit der Tanne.

Da sitzt es, das junge Fichtenbäumchen, die zarten Zweiglein von der Schneelast bedeckt.

Die Fichte (Picea abies) wird oft mit der Tanne verwechselt, doch gibt es da ein paar gute Unterscheidungsmerkmale.

Habt ihr übrigens gewusst, dass es die Fichten waren, die dem berühmten Geigenbauer Stradivari das Holz für seine wertvollen Musikinstrumente geliefert hatten?

Auf dem 1. und 2. Bild seht ihr ein- und dasselbe junge Fichtenbäumchen.

Es gäbe ein – wenn auch etwas mageres – Weihnachtsbäumchen ab, wie dies bereits seit dem 15. Jahrhundert bei uns Usus ist. Oder aber es wird vielleicht eines Tages bei einem Richtfest, mit farbigen Bändern geschmückt, auf das fertig gezimmerte Dach gesetzt, damit dereinst das neu erbaute Haus so stark werden soll, wie ein mächtiger Baum.

So wie damals, als meine Grosseltern ihr Holzhaus erbauen liessen. Es war in meiner Jugendzeit förmlich umschlossen von sechs grossen Fichten (Picea abies). Sie sahen märchenhaft schön aus, vor allem wenn sie mit Schnee bedeckt waren, mit Ästen bis ganz hinunter, die auf dem Boden auflagen.

Ich liebe bis heute dieses wunderbare Rauschen, wenn starker Wind durch die Adlerschwingen gleichen Äste strich. Einmal aber war es dann des Rauschens zu viel und der Orkan Vivian fällte im Februar 1990 gleich zwei von ihnen. Ich stand nur wenige Meter daneben, als sie entwurzelt wurden, zum Glück auf der richtigen Seite.

Alles Tanne oder was?

Oftmals wird die Fichte (die wir in unserer Region aufgrund ihrer braunroten Borke als Rottanne bezeichnen) mit der Tanne (Abies alba/Weisstanne) verwechselt.

Aber es gibt einige gute Unterscheidungsmerkmale: Die Zapfen der Fichte hängen von den Zweigen herab (Bild), während sie bei der Tanne stramm stehen. Zudem verlaufen die äusserst stacheligen und daher pieksenden Nadeln der Fichte rundherum am Zweig, bei der Tanne nicht. Auch hat es auf der Unterseite der stumpfen Tannennadeln zwei silbrig-weisse Linien.

Hinzu kommt der Unterschied bei der Borke: die Fichtenborke ist rissig und rotbraun (Bild), die der Tanne grauweiss.

Während die aufrechtstehenden Zapfen auf dem Tannenbaum verbleiben, wirft die Fichte die ihrigen ab und so handelt es sich bei den Zapfen, die wir auf dem Boden finden, strenggenommen eben nicht um Tannen- sondern um Fichtenzapfen. Aber für uns waren es seit jeher einfach Tannenzapfen, wir wussten ja trotzdem, dass sie nicht von der «Weisstanne» sondern von der Fichte stammen.

Natürliche Fichtenwälder, also nicht von Menschen gepflanzt, kommen bei uns «nur in den Alpen und den hohen Mittelgebirgen oberhalb von 650 Metern vor.» Durch sie fliesst viel Licht und Luft, denn die Bäume stehen natürlicherweise weit genug auseinander, so, dass die Sonne ihren Weg bis auf den Boden findet. Das ermöglicht eine «facettenreiche Pflanzen- und Tiergemeinschaft», was in Fichtenmonokulturen, die vom Menschen geschaffen wurden, nicht möglich ist. In ihnen ist es selbst um die Mittagszeit bei hellem Sonnenschein, noch zappenduster. Heute weiss man, dass solche Monokulturen anfällig auf Windwurf sind und sich beispielsweise Borkenkäferbefall darin verheerend auswirken kann, weshalb man zu Mischwäldern übergegangen ist.

Zusammen mit der Eibe und anderen Baumarten, zählt die Fichte zu den weltweit erfolgreichsten Spezies überhaupt, und es gibt sie in dieser Form seit 300 Millionen Jahren! Sie kann bis zu 600 Jahre alt werden und ihre Höhe schwankt zwischen 20 und 55 Metern. Im Unterschied zur Tanne, ist die Fichte ein Flachwurzler. Das sieht man gut, wenn eine vom Sturm entwurzelt wird, da offenbaren sich riesige, flache Wurzelteller. Die Fichte beschränkt sich damit bei der Nährstoffaufnahme auf die oberen Humusschichten und überlässt die tieferen Gründe anderen Bäumen.

In wärmeren Regionen «blüht die Fichte förmlich auf, wenn sie sich mit der Waldesmutter Buche vergesellschaften kann». In höheren Lagen mag sie auch die Gesellschaft mit dem Bergahorn, dessen Blätter als Ergänzung zu ihren sauren Nadeln den «Humus viel bekömmlicher und nährstoffreicher bilden». So sei es denn auch die Fichte in Kombination mit dem Ahorn gewesen, die dem grossen Meister des Geigenbaus, Stradivari, das Material für seine kostbaren Geigen und Bratschen geliefert hat, aber auch für das Klavier und alle anderen Musikinstrumente.

So schliesse ich in diesem Zusammenhang den heutigen Beitrag mit dem wunderbaren Satz von Erwin Thoma:

«Wer sonst schwingt über Jahrhunderte bis tief in unser Herz hinein»?

Benutzte Quellen: Erwin Thoma «Die geheime Sprache der Bäume» und «Bäume» von Hase/Amber (Kosmos)

Ein Kommentar bei: “Die Fichte, oft verwechselt mit der Tanne.

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