Der «Möchtegern»-Kolibri schwirrt wieder herum

Wen erinnert es schon nicht an einen Kolibri, das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), wenn es mit seinen blitzschnellen Flügelschlägen von Blüte zu Blüte schwirrt?

Es ist ein Nachtfalter aus der Familie der Schwärmer, doch man kann diesen interessanten Schmetterling durchaus auch häufig am Tag antreffen.

Mit dem Taubenschwänzchen verbinden mich früheste Kindheitserinnerungen: Meine Grosseltern hatten am Balkon ihres Holzchalets viele Geranien und deren Blüten wurden vorallem gegen Abend von vielen Taubenschwänzchen umschwirrt. Ich liebte es, ihnen dabei zuzuschauen, wie sie sogar rückwärts fliegen konnten, in der Luft innehalten und dabei mit ihrem langen Saugrüssel in die Blüten eintauchen.

Die Falter mögen auch Rotklee, Luzerne, Fuchsien, Phlox, Lichtnelken, Karthäusernelken, Nachtviolen, Fliederarten, Veilchen oder Rote Spornblumen. Mit ihrem bis zu 3 Zentimeter langen Saugrüssel ist es kein Problem, auch in lange Kelche einzutauchen um an den Nektar zu gelangen.

Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier auf verschiedene Labkraut-Arten. Die dienen dann den geschlüpften Raupen gleich als Futterpflanze. Sind die Raupen ausgewachsen und ca. 5 Zentimeter lang, verpuppen sie sich und bauen sich dazu in lockerer Erde ein Gespinst. Passt es dem Taubenschwänzchen an einem Ort – passende Nektarpflanzen, gute Voraussetzungen für den Nachwuchs, geeignete Schlafplätze – bleibt dieser aussergewöhnliche Falter seinem Revier treu.

Aber im Spätherbst, da verlässt es uns wieder, denn es zählt zu den Wanderfaltern.

Ursprünglich entstammt das Taubenschwänzchen dem Mittelmeerraum, doch schon immer hat es von dort «Wanderungen» – respektive Flüge – über die Alpen nach Mitteleuropa unternommen. Somit gehört dieser Schmetterling zu den Wanderfaltern – wie auch der Admiral und der Distelfalter – und legt auf seinem Flug über die Alpen weit mehr als 1000 Kilometer zurück. Ich finde das einfach immer unglaublich, wie ein so zartes, verletzliches Wesen solche Distanzen in der Luft unbeschadet überstehen kann. Selbst auf Gletschern wurden schon nach Norden fliegende Tiere gesichtet, auf Höhen von bis zu 2500 Metern über Meer.

Ungefähr Ende April kommen sie in der Schweiz an, vermehren sich hier und die nächste Generation zieht dann im Spätherbst wieder Richtung Süden wo sie überwintern. Es ist ihre Nachfolgegeneration, die später im Frühling wieder zu uns zurückkehren wird. Als Folge der milder werdenden Winter, überwintern zunehmend mehr Taubenschwänzchen an geschützten, frostsicheren Orten in der Schweiz und ersparen sich den beschwerlichen Flug in den Süden.

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