
Die schönste aller wildwachsenden Orchideenarten wartet mit einem Geheimnis auf:
Bei den leuchtend gelben, zu schuhförmigen Hohlräumen aufgeblasenen Frauenschuhblüten handelt es sich um raffinierte Insektenfallen.
Die leuchtend gelbe, aufgeblasene «Lippe» des Frauenschuhs (Cypripedium calceolus) lädt nektarsuchende Insekten geradezu ein, in sie einzutauchen. Doch genauso wie ihr verströmender Duft, hält sie nicht was sie verspricht. Die Blüte bietet nämlich keinen Nektar an, sondern ist lediglich dazu da, um potentielle Opfer in die Falle zu locken. Es handelt sich aber nicht etwa um eine fleischfressende Pflanze, nein, die Insekten werden lediglich im Kessel – daher die Bezeichnung Kesselfalle – für eine Weile gefangen gehalten:


Sobald zum Beispiel eine Sandbiene einen Landeversuch unternimmt, rutscht sie sogleich auf der spiegelglatten, mit winzigen Öltröpfchen «geschmierten» Oberfläche aus und fällt geradewegs ins Innere des «Schuhs». Einseitig auf eine Seite ausgerichtete Reusenhaare im Innern verhindern jegliche Fluchtversuche und ermöglichen den Bienen nur einen einzigen Weg: vorbei an den Geschlechtsorganen der Blüte. Dieser Weg wird ihnen noch zusätzlich durch lichtdurchlässige «Fenster» gewiesen.
Verlassen sie die Falle, müssen sich die Insekten zuerst an den Narben vorbeizwängen, einem Bestandteil des weiblichen Blütenorgans. Dabei streifen sie gleichzeitig auf ihren Körpern befindliche Pollenpakete anderer Frauenschuhblüten ab. Bevor sie nämlich endlich den rettenden Ausgang erreichen, wird den Bestäuberinnen gleich noch eine Ladung Pollen auf den Rücken verfrachtet, die sie dann wiederum beim Besuch einer weiteren Blüte abstreifen.

Übrigens bedienen sich auch andere Pflanzen der raffinierten Methode der Kesselfalle, so zum Beispiel der Aronstab: https://natur-tagebuch.ch/faszinierend-raffiniert-aronstabbluete/#more-8952
Leider war es mir bis jetzt noch nicht vergönnt den Frauenschuh (Cypripedium calceolus) an Naturstandorten bestaunen zu dürfen. So stammen denn auch dieses Jahr meine Bilder aus Nachbars Garten, wo sie zur Zeit so wunderschön blühen. Im Volksmund ist der Frauenschuh auch als Kriemhilds Helm oder Marienfrauenschuh bekannt. Letztere Bezeichnung ist auf die Verwendung des Frauenschuhs im Zusammenhang mit Marienlegenden zurückzuführen.
Es würde sich wohl erübrigen zu erwähnen, dass diese prächtige Wildpflanze in praktisch allen Kantonen der Schweiz vollständig unter Schutz steht. Leider kommt es noch immer vor, dass sie von Wanderern ausgegraben werden für den Garten. Dies, obwohl man den Frauenschuh überall käuflich erwerben kann. Kommt hinzu, dass solche Verpflanzungsaktionen, von einem Standort zu einem anderen, wo dann vielleicht die Bedingungen nicht mehr stimmen, oft schief gehen und die Pflanzen letztlich eingehen.
Hallo Gaby, kennst du die Wanderung über den Grat vom Hirzli zum Planggenstock, gerade vis a vis von dir? Dort oben auf dem Grat, direkt nehmen dem Weg hat es immer wieder Frauenschüheli. Du kannst sie auch im Tösstal (Gebiet Tössstock) oder oder auf dem Uetliberg (Gebiet Stallikon) finden. Viel Glück beim Finden. lg