Der Aronstab lockt mit seinem geheizten Hotelzimmer wieder Besucherinnen an

Gestern konnte ich an einem Waldrand dieses «Blütensegel» eines Aronstabs (Arum maculatum) entdecken (Bild1), das heisst, die Blütezeit des Aronstabs beginnt.

Der Aronstab ist – obwohl giftig – eine sehr interessante Pflanze mit äusserst raffinierten Methoden, wie sie zur Bestäubung kommt: So lockt die Kesselfallenblume beispielsweise ihre Bestäuberinnen mit einer «Zentralheizung» in ihren «Kessel». Da drin ist es damit bis zu 25° wärmer, als draussen in der kühlen Frühlingsnacht. Dort werden sie gefangen gehalten, bis zum nächsten Morgen, nachdem sie ihren Dienst getan haben, danach sind sie wieder frei.

Produziert wird diese Wärme im Kessel durch die stärkereiche keulige Verdickung der Blütenstandsachse. Die produziert zu dieser Zeit so viel Wärme, dass es an der Basis bis zu 40 Grad warm wird und dadurch die Kesseltemperatur nicht selten um 25 Grad höher liegt als draussen in einer kühlen Frühlingsnacht. Also sehr komfortabel.

Nun, das beheizte «Hotelzimmer» für eine Nacht ist das eine, mit dem der Aronstab (Bild 2/3 der A. italicum) seine Bestäuberinnen – allen voran die Schmetterlingsmücke – in seinen Kessel lockt. Die Blume strömt auch ein stark nach Fäkalien und schmutzigem Abwasser stinkendes Geschmäckle aus und das liebt die auch «Abortfliege» genannte Schmetterlingsmücke (Psychoda phalaenoides) über alles.

Ihre Weibchen vermuten, das könnte ein geeigneter – weil stinkender – Ort für ihre Eiablage sein und sie fliegen in die Kesselblüte. Dabei gleiten sie wie auf einer Rutschbahn über die mit winzigen Öltröpfchen geschmierte, innere untere Wand. Der sich an den weiblichen Blüten befindliche Pollen bleibt dann an den Insekten hängen.

In der Nacht platzen aber auch noch die Staubbeutel auf und die gefangenen Insekten werden damit richtiggehend bepudert.

Am nächsten Morgen schliesslich ist die Arbeit getan, das «Segel» erschlafft, die Öltröpfchen verschwinden und die gefangenen, bepuderten Insekten sind wieder frei. Sie fliegen nun in der kommenden Nacht zur nächsten Blüte und sorgen so für die Bestäubung. Der Aronstab ist also keine – wie fälschlicherweise im Internet so oft behauptet wird – fleischfressende Pflanze, sondern er hält sie nur für einen Nacht gefangen und gibt sie am Morgen lebend wieder frei.

Der Aronstab zählt zu den sogenannten Insektentäuschblumen, denn die Bestäuberinnen haben selbst keinen Nutzen von dem nächtlichen Besuch seiner Blüte.

Übrigens hat die Wissenschaft bis heute noch nicht alle Rätsel um diese geheimnisvolle Giftpflanze gelöst und die Forschung gelangt zu immer wieder neuen Erkenntnissen.

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