In unserer Region wachsen viele Bergahorne (Acer pseudoplatanus). Nach ihrer Blüte im Mai, die in hängenden, traubenförmigen Rispen erfolgte, entwickeln sich nun die für Ahorne (Acer) typischen «Propeller»-Samen. Die kugeligen Samen sind alle mit einem «Flügel» ausgestattet und hängen nun paarweise an den ehemaligen Blütenständen. Mit ihnen lassen sich die altbekannten «Nasenzwicker» herstellen.
Zur Zeit der Reife werden die «geflügelten» Ahornsamen vom Wind davongetragen. Das ist immer ein Erlebnis, beobachten zu können, wie sich die Samen dank ihrer Propeller schraubenartig Richtung Boden drehen. Von diesem Propellerflug liess sich bereits Leonardo da Vinci inspirieren: Etwa um 1490 n.Chr. hatte er die Idee einer «Luftschraube», dies, nachdem er Ahornsamen beim Flug beobachtet hatte. Trotzdem dauerte es danach noch fast 450 weitere Jahre, bis tatsächlich der erste Helikopter aufgrund dieses Fortbewegungsprinzips abgehoben ist.
Die ursprüngliche Heimat der Bergahorne sind die Bergwälder und insbesondere in den Alpen wisse bei diesen jahrhundertealten, stolzen Hütern grosser Höfe oft niemand mehr so genau, «ob der Baum von den Erbauern des Hofes einst als Schutzbaum gepflanzt oder ob der Hof wegen des Baumes genau hier gebaut wurde».
Auf diesem Bild eines meiner Lieblings-Bergahorne in unserer Gemeinde, sieht man die Wuchsform besonders gut. Der riesengrosse, mächtige Baum steht auf etwa 705 Höhenmeter, hoch über dem Nebelmeer, das sich zu seinen Füssen ausbreitet.
Ahorne sind sehr kraftvoll in ihrem Wuchs und zäh, weshalb für mich insbesondere der Bergahorn bei den Laubbäumen das verkörpert, was die Arve/Zirbelkiefer bei den Nadelbäumen. So sind Ahorne noch in Bergregionen anzutreffen, wo man aufgrund der Höhenlage und unwirtlichen Bedingungen keinen anderen Laubbaum mehr antreffen kann.
Typisch für den Ahorn ist die in Platten zerrissene Borke, die gerne von allerlei Flechten und Moosen besiedelt wird. Nur in ganz jungen Jahren, ist ihre Rinde noch glatt. Im Alter wird diese plattenartige Borke dann gerne mit jener der Platane verwechselt.
Die lustigen Propellersamen gaben in Kindertagen Anlass für so manche Alberei. So wurden daraus «Schnauzer», wie ich es hier zeige, oder aber lustige «Nasenzwicker», die Kinder in Nashörnchen verwandelten: «Eine Hälfte des Propellers nehmen und diese mithilfe der Daumennägel an der «dicken» Seite (wo der Same sitzt) aufschlitzen, Samen entfernen und dann den Stüber auf den Nasenrücken klemmen respektive kleben. Am besten funktioniert dies mit noch grünen, biegsamen Samenflügeln. Hier findet ihr eine Anleitung: https://abenteuer-markt.de/de/abenteuer/was-tun-mit-ahornsamen/
Übrigens: Diese kleinen Bergahornsämlinge überziehen zur Zeit in den Ahornwäldchen bei uns den Boden wie ein einziger riesiger Teppich. Sie zeigen noch nicht die für Ahorne typische, gelappte Blattform.
In der Schweiz sind folgende Ahornarten heimisch: Der Bergahorn (Acer pseudoplatanus), der Spitzahorn (Acer platanoides), der Feldahorn (Acer campestre) und der wenig bekannte schneeblättrige Ahorn (Acer opalus).