Das wilde Rüebli erobert die Gärten – die Wilde Möhre ist wieder da!

Da blüht sie, just vor meinem Küchenfenster, die Wilde Möhre (Daucus carota supsp. carota). Noch vor wenigen Jahren kannte ich sie nicht, bis sie den Weg über eine Wildblumenmischung in meinen Garten gefunden hat. Seither möchte ich diese wunderschöne Wildpflanze nicht mehr missen.

Die dekorative wilde Verwandte der Gemüsekarotte wartet übrigens mit einem Blütengeheimnis auf.

Eine Besonderheit an den prächtigen Doldenblüten, die oft ganz kugelig daherkommen, sind die in der Mitte angelegten, purpur-schwarzen sterilen Blüten, die als sogenannte «Mohrenblüte» bezeichnet werden. Sie imitieren ein Insekt und signalisieren damit vorbeifliegenden Insekten: «Kommt her, da gibt es feinen Nektar zu holen». Ist ja bei uns Menschen auch so, wer geht schon gerne in ein Restaurant, in dem es keinen einen einzigen Gast hat? Da hat es bestimmt kein gutes Angebot, sonst wären doch da sicher Gäste?» Also setzt man ein paar Leute rein, die andere anlocken sollen.

Auf diesem Bild sind sie gut erkennbar, die sterilen, purpurrot bis schwarzen sterilen Blüten, von denen sich eine oder mehrere in der Mitte der Doldenblüten befinden. Sie werden als «Scheininsekt» bezeichnet, und sind einzig und allein da, um andere Insekten, potentielle Bestäuber anzulocken.

Die Blüten der Wilden Möhre sind ein unglaubliches Insektenmagnet, kaum eine andere Pflanze im Garten wird bei mir von so vielen unterschiedlichen Insekten besucht, wie diese Blüten: Wanzen, Käfer- , Schwebfliegen- und Wildbienenarten aller Art. Manchmal zweifle ich ehrlich gesagt ein wenig an den Angaben zu der Anzahl Insekten, die angeblich Blüten aufsuchen, aber bei den Angaben zur Wilden Möhre glaube ich die Zahl: 35 (!) Wildbienenarten, 5 Schmetterlinge und 3 Käferarten. Wobei letztere Zahl sogar weit untertrieben ist, denn ich kann deutlich mehr als 3 verschiedene Käferarten auf der Wilden Möhre beobachten.

Was mir an der Wilden Möhre besonders gefällt, ist auch die Vielgestaltigkeit ihrer Dolde. So rollt sie sich während der Fruchtzeit, wenn sich die Samen gebildet haben, dauerhaft ein und bildet damit ein vogelnestartiges Nestchen.

Blütenduft kann ich keinen speziellen wahrnehmen, aber die Blätter riechen – zerrieben zwischen den Fingern – sehr aromatisch, würzig, möhrenartig. Dieser möhrenartige Geruch muss vorhanden sein, wie auch am besten noch eine «Mohrenblüte», um ganz sicher zu sein, dass es sich um die essbare Wilde Möhre und nicht etwa ihren giftigen Doppelgänger, die Hundspetersilie (Aethusa cynapium) handelt.

Übrigens: Von der Wilden Möhre (von der alle Pflanzenteile ess- und verwendbar sind) sollte die Wurzel im ersten Jahr verwendet werden, danach schmecke sie sehr scharf und werde holzig.

Die zweijährige Wilde Möhre hat im Gegensatz zur Gemüsekarotte aufgrund ihres sehr geringen Carotingehaltes keine orange, sondern eine ganz bleiche, bis zu 80 cm lange Speicherwurzel. Sie ist ebenfalls essbar.

«Alles Rüebli oder was?»: Die bei uns in Mitteleuropa heimische Wilde Möhre ist eine Unterart der Möhre (Daucus carota) und «ein Elternteil der als Gemüsepflanze bekannten Karotte (Daucus carota subsp. sativa).

Ein Kommentar bei: “Das wilde Rüebli erobert die Gärten – die Wilde Möhre ist wieder da!

  1. Liebe Gabi, da möchte ich mich dem Kompliment von Christine gleich anschliessen!
    Herzlichen Dank für deine Arbeit, uns Natur-Interessierten, dein enormes Wissen zu vermitteln!
    Liebe Grüsse, Sonja

  2. Sehr schöne Fotos! Ich liebe sie auch, die Wilde Möhre, und sie hat einen dauerhaften Platz bei mir im Garten. Aber ein noch stärkerer Käfermagnet ist bei mir eindeutig die verwandte Strahlen-Breitsame (Orlaya grandiflora) mit ihren ebenfalls weißen Dolden, die von Mai bis Juni blühen.

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