
Zum Wochenbeginn schenke ich meine Aufmerksamkeit einem gar kleinen Kräutlein, das es wegen seiner geringen Grösse schwer hat, mit den grossen und bunten Frühlingsblühern mitzuhalten.
Dem Frühlings-Hungerblümchen (Draba verna/Erophila verna aggr.)
Das Frühlings-Hungerblümchen ist weder gross noch bunt, sondern ein Winzling von gerade Mal ein paar wenigen Zentimetern, mit weissen, zierlichen Blüten, die nur wenige Millimeter gross sind.
Doch: Es gehört für mich zu jenen Pflanzen von denen ich sage, sie seien «zum Niederknien schön!». Um sich dieser kleinen Schönheit gewahr zu werden, muss man sich nämlich schon niederknien und sie von nah betrachten.


Warum aber heisst das kleine Pflänzchen «Hunger»blümchen? Weil es mit sehr wenigen Nährstoffen im Boden auskommt, auch Trockenheit und Hitze machen ihm nichts aus. Wie sonst käme es, dass es wie beispielsweise bei meiner Nachbarin, zwischen den Pflastersteinen so üppig gedeihen könnte, an praller Sonne, zwischen Steinen, die noch für zusätzliche Hitze und damit Trockenheit sorgen?
So klein, zäh und anspruchslos und doch so wunderschön: Das ist das Frühlings-Hungerblümchen!
Aber so klein es auch ist, so rot können die Köpfe derer werden, die sich ungemein über dieses freche Kraut ärgern, das sich erlaubt zwischen Ritzen und auf mageren Beeten zu spriessen. Mit allen Mitteln wird ihm zu Leibe gerückt – wobei der Flammenwerfer noch das Harmloseste ist. Das kann ich insofern nicht nachvollziehen, da das einjährige Frühlings-Hungerblümchen eine «Eintagsfliege» ist. Vielleicht nicht grad einen Tag, aber es zählt doch immerhin nicht nur zu den unauffälligsten, sondern auch zu den «kurzlebigsten Winzlingen unter den mitteleuropäischen Blütenpflanzen. (Wikipedia)»
Seine weissen, in traubenförmigen Blütenständen angeordneten Blüten mit den vier, sehr tief eingeschnittenen Kronblättern, sind nur wenige Millimeter gross und locken bei Tag verschiedene kleine Wildbienenarten an. Nach der Bestäubung bilden sich kleine, elliptisch geformte Fruchtschötchen deren Samen durch Anhaftung an Schuhen oder Tieren, den Wind, oder durch das Regenwasser verbreitet werden. Interessant ist hierbei, dass ihre Keimung erst im darauffolgenden Winter einsetzt.

Das Frühlings-Hungerblümchen zählt zur Gattung der Felsenblümchen (Draba), von denen es über 10 verschiedene Arten gibt. Einige Regionen haben sogar ihr ganz eigene Art. Da gibt es zum Beispiel das Kärntner Felsenblümchen (Draba siliquosa) oder das Fladnitzer Felsenblümchen (Draba fladnizensis). Wohl mal wieder einzig in der helvetischen Botanik wird dem Frühlings-Hungerblümchen der botanische Namen Erophila (und nicht Draba) verna zugeordnet. So habe ich es im Botanikwälzer Flora Helvetica unter dem mir bekannten Namen Draba verna gar nicht gefunden. Aber wir Schweizer seien da in der Namensgebung sowieso ein wenig «speziell», sagen mir Botanikfreunde.
Übrigens: Oft kommt das winzige Frühlings-Hungerblümchen in so grosser Anzahl auf mageren, sandig-kiesigen Böden vor, so dass wir vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen und nur noch einen weissen «Flaum» wahrnehmen, der sich vor uns wie ein Teppich ausbreitet. Da lohnt es sich dann, mal genau hinzuschauen. Je nach Witterung beginnt ihre Blütezeit ab März, diese Bilder sind jedoch bereits gegen Ende Februar entstanden.

Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche und möchte mich nochmals herzlich für eure wohlwollenden, unterstützenden Kommentare anlässlich des gestrigen Beitrags bedanken. Sie sind mir immer dann vor allem ein Ansporn, wenn ich wieder mal daran denke, aufzuhören,
Gaby Kistler