Birken – zart und doch so winterhart

So zart und anmutig die Birken auch auf uns wirken mögen, kaum ein anderer Laubbaum ist so winterhart, wie sie.

In ihrer nordischen Heimat gilt die Birke (Betula) als Baum der Liebe, des Lebens, des Glücks und des Lichts. Aber auch als Symbol des Neubeginns, und als das passt sie doch wunderbar in diese ersten Tage des neuen Jahres.

Wie langes Haar wehen heute die feingliedrigen, langen Zweige der anmutigen Hängebirken (Betula pendula) im Wind. Fahnen gleich, zeigen sie uns die Windrichtung an, heute noch von West nach Ost, später wird die Bise Einzug halten und der Wind auf Ost-West drehen.

Die mächtigen Hängebirken flankieren ein Bauernhaus; bereits mehrere Generationen von Kindern haben unter dem Baum des Lichts gespielt. Die Birke benötigt nämlich für ihr Gedeihen Licht und zwar viel Licht.

Dieses bekommen die beiden hier, an dieser windexponierter Stelle, wo sie bis jetzt allen Stürmen getrotzt haben.

Die männlichen Kätzchen bilden sich wie beim Hasel bereits im Vorjahr, erst im März/April jedoch werden sie anschwellen und blühen. Der Wind trägt ihre winzigen, nur 0.01 mm grossen Pollen dann wieder Millionenfach über das Land, wo sie auch Eingang in so manch allergisch reagierende Nase finden.

Da die Birke einhäusig ist, befinden sich männliche und weibliche Blüten auf demselben Baum.

Wie beim Hasel, sind auch bei der Birke die weiblichen Kätzchen viel unauffälliger. Sie entwickeln nach ihrer Befruchtung kleine, beidseitig geflügelte Nüsschen. Wo immer der Wind sie auch hintragen mag, sie werden zumindest den Versuch wagen, zu keimen. Sei dies auf Dächern, in Dachrinnen, in Astgabeln grosser Bäume, oder – wie auf dem Bild – auch mal auf dem Strunk einer Tanne.

Doch soweit ist es noch lange nicht, noch immer befinden wir uns in den allerletzten Tagen der Rauhnächte. Gemäss Überlieferung ist es damit höchste Zeit, vor deren Ende an Epiphania (Dreikönig, 6. Jänner) mit den Birkenzweigen noch den neuen Besen zu binden.

Das Höchstalter der Birken wird mit 150 Jahren angegeben, zumindest in unseren Breiten. In seiner nordischen Heimat kann der äusserlich so zart und anmutig wirkende Baum jedoch bis zu 250 Jahre alt werden. Kaum ein Laubbaum ist nämlich winterhärter als die Birke, wer hätte das gedacht, ich jedenfalls nicht. Sie ist übrigens sehr schnell wachsend und ein Keimling kann im ersten Jahr bereits 30 Zentimeter Höhe erreichen.

Die Borke der Birke verrät uns einiges über ihr Alter. In jungen Jahren ist sie glatt und schneeweiss, je älter der Baum wird, desto rissiger und schwarz gefurcht wird sie im unteren Teil des Stammes. Ja, manchmal erkennt man im hohen Alter eine Birke kaum mehr anhand des Stammes, so dunkel ist er im Lauf der Jahre geworden (Bildergalerie).

Ich hoffe sehr, dass nun der angesagte Schnee auch wirklich kommt und die Landschaft endlich ihr weisses Betttuch bekommt, das ihr zur notwendigen Winterruhe verhelfen kann. Nicht nur wir Menschen, auch die Natur benötigt von Zeit zu Zeit ihre Ruhe, damit sie sich regenerieren kann und Kraft schöpfen, bevor die kräfteraubende Zeit des Frühlings kommt. Der benötigt nämlich sehr viel Energie, bis wieder alles so richtig hochfährt und auf Touren kommt.

In freudiger Erwartung von winterlichem Schneegestöber und einer Schneedecke, die lange liegen bleibt,

Gaby Kistler

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