Birke – zart und sanft und doch zäh und kräftig

Eine junge Birke (Betula) im Winter, ihre Borke ist noch weiss wie Schnee und glatt.

Obwohl die Birke von sanfter, zarter Ausstrahlung ist, überrascht sie mit Kraft und Härte. So ist sie extrem frosthart und den jungen Blättern können im Frühling selbst Temperaturen bis zu sechs Minusgraden nichts anhaben.

Die Birke ist einhäusig, was bedeutet, dass sich männliche und weibliche Blüten auf demselben Baum befinden. Wie ihr auf dem Bild erkennen könnt, werden die männlichen, hängenden Kätzchen bereits im Vorjahr angelegt. Erst im Frühjahr jedoch, schwellen sie an und lassen ihre Pollenfracht vom Wind davontragen.

Weibliche Blüten sind – wie so oft in der Natur – unauffällig, grünlich und stehen zu Beginn aufrecht. Nach der Befruchtung färben sie sich rostrot und zeigen Richtung Erde. Im Herbst schliesslich haben sich Birkenfrüchte gebildet: beidseitig geflügelte Nüsschen.

Der Anblick dieser Birke berührte mich besonders, denn hier kommt das typische Wesen einer Birke einfach volltrefflich zum Ausdruck: ihre Eleganz, Sanftmut und auch Grazie. Wie eine zartgliedrige und anmutige Tänzerin steht sie da, in diesem winterlichen Hochmoor.

Was mich an der Birke stets von Neuem fasziniert, ist die Veränderung ihrer Borke im Lauf der Jahrzehnte. Ist diese in ganz jungen Jahren noch schneeweiss und glatt, reisst sie mit zunehmendem Alter immer mehr auf. Je älter eine Birke ist, desto mehr dunkle – teils fast schwarze – Furchen und Falten weist sie auf, vor allem im unteren Teil des Stammes. In hohem Alter erkennt man dann einen Birkenstamm fast nicht mehr. Nur wer den Blick nach oben richtet, kann die verbliebenen typischen, weissen Borkenteile sehen.

Birkenrinde wurde schon immer für Allerlei benutzt, so zum Beispiel als Schreibmaterial (es sollen einige der wichtigsten Weisheiten der Menschheitsgeschichte auf Birkenrinde geschrieben sein). Aber auch als Vorratsdosen für Lebensmittel wurden sie verwendet, dies aufgrund ihrer nachgewiesenen, antiseptischen Wirkung. Birkenrinde ist nicht nur zäh, sondern zugleich auch erstaunlich flexibel, was sie zu einem begehrten Werkstoff machte.

Es lassen sich daraus Körbe flechten für Beeren und Pilze, wie es russische Bauersleute noch heute machen, oder Wohnzelte mit zusammengenähten Birkenrinden bedecken (Rentierzüchter Sibiriens).

Das durch Destillation aus der Rinde gewonnene «Birkenpech» wiederum, gilt als der älteste Klebstoff der Welt und sei bereits vor über 100’000 Jahren zur Herstellung von Waffen und Werkzeug genutzt worden sein. Aber auch für den Bau der Pfahlbausiedlungen am Bodensee, wurde Birkenpech vor rund 6000 Jahren verwendet.

Es gäbe ja noch so viel, über diesen wunderbaren, heimischen Baum zu berichten, aber mehr davon ein anderes Mal.

Die Informationen für diesen heutigen Beitrag habe ich ausschliesslich dem Buch «Bäume – über die Wurzeln einer tiefen Verbindung» von Hase/Amber entnommen.

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