Unsere Waldschluchten weisen sehr viel Totholz auf, entsprechend viele Spechte sind zugegen: vor allem Schwarzspechte sowie Buntspechte.
Letztere hörte ich gestern bereits das erste Mal in diesem Jahr trommeln, ein Antwortspiel von Herr und Frau Buntspecht. Hin und her ging das, wobei die Trommelwirbel des Weibchens stets etwas kürzer und verhaltener sind (Video).
Solche abgestorbenen Bäume kommen in unseren Schluchtwäldern sehr zahlreich vor und eignen sich perfekt für den Wohnungsbau verschiedener Höhlenbrüter. Aber es lässt sich darauf auch wunderbar trommeln. Jedoch nicht etwa um Insekten aus den morschen Stämmen zu «klopfen», wie ich bisher annahm, sondern das Trommeln diene den Spechten hauptsächlich der Verständigung: während der Balz (ab Februar) um eine Partnerin anzulocken respektive zu beeindrucken, oder aber auch um das eigene Revier zu markieren gegenüber Konkurrenten. So nach dem Motto: «Verzieh dich, hier bin ich!»


Wie aber hält ein kleines Köpfchen beim Trommeln rund 20 Schläge pro Sekunde aus, was um die 12.000 Schläge pro Tag ausmacht? Einst dachte man, es sei das Knochengewebe, welches als Stossdämpfer fungiere. «Doch neueste Forschungsergebnisse aus Belgien widerlegen das komplett. Eine Stoßdämpfung würde demnach die Meisselkraft des Schnabels stark verringern. Stattdessen setzen Spechte auf kleine Hirne, die aufgrund ihrer geringen Masse der Physik trotzen wenn sie mit rund 25 Kilometern in der Stunde auf hartes Holz hauen.» (NABU Bremen)
In unserem Garten sind die Buntspechte richtige «Residents», sie teilen unser Leben seit Jahrzehnten und die Fluchtdistanz ist während all der Jahre stets geringer geworden. Das ist der Grund, warum ich ihr Verhalten, ihren charakteristischen Flug und ihre verschiedenen Ruflaute gut kenne. Mit ein Grund, warum ich gestern wusste, dass hier nicht Schwarzspechte, sondern Buntspechte trommeln, denn kurz zuvor hörte ich ihre typischen Warnlaute.


Während die Trommelwirbel des Buntspechts ca. 2 Sekunden lang sind, dauern die des Schwarzspechts leicht länger. Zudem – und das ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal – flötet der Schwarzspecht zwischen den langen Trommelwirbeln ein «drrü-drrü-drrü».
Vielleicht werdet ihr ja in den nächsten Tagen auch Zeugen eines solchen lauten Tête-à-Têtes zwischen balzenden Spechten.
Wer noch mehr erfahren will über das Trommeln der Spechte, wird hier fündig: https://bremen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/29481.html