Achtung, wer jetzt noch die Fenster offen hält, sollte wachsam sein, denn insbesondere verschiedene Wanzenarten versuchen nun in unsere Wohnräume zu kommen. Dazu ist ihnen kaum ein Hindernis zu gross, nicht mal ein Insektenrollo.
Die schlauen Wanzen legen sich zum Beispiel zwischen den Lamellen von Storen und Fensterläden auf die Lauer. Dort warten sie, bis das Fenster aufgeht und Schwupps sind sie drinnen. Oder aber sie quetschen sich zwischen dem Flausch am unteren Ende von Insektenrollos hindurch. Sind sie dann mal drin, verströmen sie einen Geruch, der die Freunde anlockt und ihnen mitteilt: «Hallo, hier drinnen lässt es sich prima überwintern, kommt auch!» Ihr abgesondertes Sekret stinkt übrigens nicht, wie bei ihren kleineren Verwandten, den «Stinkwanzen».
Es sind verschiedene Wanzen, die jetzt im Spätherbst in unsere Wohnungen eindringen wollen, auf meinen Bildern ist es ein sogenannter Neozoen, eine eingewanderte Tierart und zwar die Amerikanische Kiefernwanze (Leptoglossus occidentalis). Sie ist mit bis zu zwei Zentimetern Länge relativ gross, für uns Menschen jedoch harmlos, da sie weder beisst noch sticht. Auffällig sind ihre langen, gebogenen Fühler und verbreiterten Hinterbeine und wenn sie fliegt, brummt sie so laut wie eine grosse Hummel.
Seit die Amerikanische Kiefernwanze 1999 erstmals in Norditalien gesichtet worden ist, hat sie sich in ganz Europa verbreitet, 2006 wurde sie das erste Mal in Deutschland beobachtet. Sie besiedelt Nadelbäume, bevorzugt jedoch den Saft verschiedener Kiefernarten. Dem Wald, insbesondere den Nadelbäumen, kann sie durchaus gefährlich werden, wenn sie in grossen Massen auftritt. Durch das Saugen an Blüten und Samen kann sie die Fortpflanzung der Bäume schädigen. Gut möglich, dass sie auch für den in letzter Zeit total verkrüppelten Wuchs der Zapfen unserer Arve verantwortlich ist. Mancherorts ist sie ja übrigens auch als Zapfenwanze bekannt.
Den Weg nach Europa hat die Amerikanische Kiefernwanze wahrscheinlich – wie so manch andere «blinde Passagiere» unter den Insekten – über den Import von Baumaterial und Weihnachtsbäumen gefunden.
Noch ein Wort zum Überwintern: die Wanzen fallen, sobald sie in unseren Wohnräumen sind, in eine Winterstarre, während derer sie keine Nahrung benötigen. Im Frühling dann, wenn sie erwachen, drängeln sie sich wieder an die Fensterscheiben, dann aber wollen sie hinaus.