Die Wiesenkönigin: das Mädesüss

Sie trägt viele Namen, diese aus der Familie der Rosengewächsen stammende Pflanze: Wiesengeissbart, Wiesenkönigin, Rüsterstaude, Spierstaude, viele aber werden es vor allem als Mädesüss (Filipendula ulmaria) kennen.

Sämtliche grossen Kräuterheilkundigen schwärmten bereits in der Vergangenheit von dieser stattlichen Bewohnerin feuchter Wiesen.

Augustsaft und Johannistrieb

Vielleicht ist euch dieses Phänomen auch schon mal begegnet und ihr habt euch nach den Gründen dafür gefragt:

Mitten im Sommer treiben einige Bäume nochmals aus, gut erkennbar an dem noch jungen, hellen Blattgrün. Es handelt sich hier um den sogenannten «Johannistrieb», auch Augustsaft genannt.

Gestern habe ich in unserer Nachbarschaft solche Johannistriebe, die oft um Johanni (24. Juni) erscheinen, an einer Stieleiche beobachtet (Bilder).

Wissenschaftlich erklärt:

Der Johannistrieb ist «das zweite Austreiben mancher Holzgewächse im Juni/Juli aus ruhenden, eigentlich für die kommende Vegetationsperiode angelegten Knospen nach Schädigung des ersten Austriebs durch Frost, Trockenheit oder Insektenfraß (Prolepsis). Beispiele: Buche, Eiche

Der auch als «Augustsaft» bezeichnete Johannistrieb komme jedoch fast immer auch an Obstbäumen vor, wo er gezielt genutzt wird: Dank ihm werden versäumte Massnahmen am Erziehungs- oder Aufbauschnitt von Jungbäumen nachgeholt.

Ein Baum entwickle vor allem dann einen Johannistrieb, wenn er davon ausgeht, dass gute klimatisch Aussichten dafür sorgen, dass dieser sich bis im Herbst fertig zu entwickeln vermag. Umgekehrt kann der Austrieb bei schlechten Witterungseinflüssen auch mal ausbleiben. Übrigens ist auch die Größe und Länge des Johannistriebes vom Klima abhängig. Unter Umständen kann er sogar größer und länger ausfallen als der erste Jahrestrieb.

Von Almrausch bis Enzian

Mit den Bildern einer blühenden Alpenflora zur Mittsommerzeit, darunter Soldanellen, Alpenrosen und Enzianen, sowie von Arven (Zirben) und anderen alpinen Nadelbäumen, melde ich mich wieder zurück.

Ich hoffe, euch mit diesem fotografischen Ausflug in die Tiroler Alpenwelt etwas Freude bereiten zu können.

Die Bilder entstanden alle am 21. Juni auf einer Wanderung in rund 2000 Metern Höhe. Leider vernebelte über dem Inntal (Tirol, Österreich) dichter Saharastaub die Luft, so, dass wir trotz Sonnenschein, keinen blauen Himmel zu Gesicht bekamen. Hat auch einen Vorteil, so rückt das, was sich im Bildvordergrund befindet, ins Zentrum der Aufmerksamkeit, wie hier zum Beispiel die Alpenrosen. Im Hintergrund Arven (Zirben, Zirbelkiefer, Pinus cembra).

Auf dieser Höhe, nahe der Waldgrenze, trifft man vor allem Nadelbäume an: Lärchen (Larix), die noch in zartgrünem, frischem Nadelkleid dastehen (Bild), Legföhren (Latschenkiefer/ Bergföhre Pinus mugo) und natürlich die Königin der Alpen, die zähe und unverwüstliche Arve (Zirbe, Zirbelkiefer, Pinus cembra).

Ab und zu auch eine Alpen-Erle (Grün-Erle, Alnus alnobetula syn. Alnus viridis).

Dieses Jahr bin ich einen Monat früher dran und so sehe ich Pflanzen in Blüte, die ich zuvor noch nie blühen sah. Zum Beispiel diesen zauberhaften Bayerischen Enzian/Gentiana bavarica, mit einem unglaublich intensiven Blau.

Es folgt nun wie eingangs versprochen eine Zusammenstellung von Bildern aus der Tiroler Bergwelt. Die einzelnen Bäume und Blumen behandle ich teilweise später in separaten Beiträgen ausführlich.

Seit vielen Jahren bereits laufe ich unter diesem Lärchen-«Bückling» hindurch. Unterdessen hat ein Austrieb auf ihm eine eigenständige Lärche hervorgebracht. Ein Junior auf dem Buckel des Seniors sozusagen.

Von Johanniskraut, Johanni, Sonnwende und Mittsommer

In mageren Wiesen oder entlang von Waldrändern, beginnt das Johanniskraut (Hypericum perforatum) zu blühen. Wir gehen ja auch bereits in grossen Schritten auf «Johanni» zu (24. Juni, Gedenktag des Heiligen Johannes des Täufers). Die auch als Hartheu oder Tüpfeljohanniskraut bekannte Heilpflanze blüht stets um die Sommersonnwende. Sie findet dieses Jahr am 20. Juni um 22.40 Uhr statt.

Bald ist Lindenblütenzeit

Bald schon öffnen sie sich, die Knospen der Lindenblüten, bei den Sommerlinden (Tilia platyphyllos) rund zwei Wochen früher, als bei den Winterlinden (Tilia cordata).

Dadurch, dass sich die beiden bastardisieren, gibt es noch eine Dritte im Lindenbunde, die daraus hervorgeht: die Holländische Linde.

Der lateinische Name «Tilia» ist eine Herleitung vom griechischen «tilos», was soviel wie wie Bast oder Faser bedeutet, jedoch auch von «ptilon» (Flügel), was sich wiederum auf das flügelartige Aussehen des Blütendeckblattes bezieht. Vor allem aber ist das Wort Linde mit dem lateinischen «lentus» verwandt, zu Deutsch «lind» = weich, biegsam und zäh

Sehr viele Ort-, Flur- und Regionalnamen machen auf das Vorkommen von Linden aufmerksam. Bei uns in der Gemeinde ist es beispielsweise der Flurname «Lindenbächli». Es gibt sogar eine Linde, die ist so geschichtsträchtig, alt und mächtig, dass es einen Wikipedia-Eintrag über sie gibt, die Linde von Linn (https://de.wikipedia.org/wiki/Linner_Linde ). Die Sommerlinde hat ein geschätztes «biblisches Alter von über 800 Jahren! Sie steht noch heute in Linn, im schweizerischen Kanton Aargau.

Dann gibt es noch viele Familiennamen in Anlehnung an die Linde (Lindenmann, Lindner, Tiliander) oder Namen von Gasthäusern (zur Linde). Vielen von euch dürfte auch bekannt sein, dass unter den Linden oft Gericht gehalten wurde. Man munkelt, dass gehofft wurde, die Linden mögen die Rechtsprechenden zu einem etwas «linderen», milderen Urteil verleiten. Es wurde aber auch zünftig gefestet und getanzt unter dem ausladenden, schützenden Dach der Linde, auch wurden unter ihnen wichtige Verkündungen verlesen. Kurzum: Linden waren schon immer DER Treffpunkt der Dorfgemeinschaft, nicht umsonst heisst es in einem alten Volkslied «wo wir uns finden, wohl unter Linden…»

Von der Winterlinde heisst es, dass sie bei uns in der Schweiz häufiger vorkomme als die Sommerlinde, was sich in unserer Gemeinde bestätigt.

Sommerlinden werden mit 40 Metern rund 10 Meter höher als Winterlinden. Die Linden sind einhäusig (Männlein und Weiblein wohnen auf demselben Baum), wer jedoch eine Linde pflanzt, muss sich eine Weile gedulden, bis er im honigschweren Duft der Blüten schwelgen darf: Linden blühen erst etwa ab dem 20. bis 30. Lebensjahr. Die Winterlinde blüht Ende Juni/anfangs Juli und damit rund zwei Wochen später als die Sommerlinde.

Noch weitere Unterscheidungsmerkmale: Die Blätter der Winterlinde sind etwas kleiner, ihre Unterseite ist blaugrün (Sommerlinde: hellgrün) und weist rostrote kleine Haarbüschelchen an den Aderverzweigungen auf (Bild nebenan). Merkt euch als «Eselsleiter»: Im Winter trägt man braune Cordhosen! (rostrote Büschelchen auf der Blattunterseite der Winterlinde (Tilia CORData).

Eigentlich, so heisst es, sei der Unterschied zwischen Sommer- und Winterlinde sowieso fliessend. Der Grund dafür ist, dass die beiden Arten bastardisieren und daraus hervor geht die dritte im Bunde: die Holländische Linde. Bei ihr vermischen sich alle genannten Eigenschaften der Sommer- und Winterlinde.

Ob nun Winter-, Sommer- oder Holländische Linde, das wird die Germanen kaum gekümmert haben, für sie war die Linde sowieso ein heiliger Baum und Freya geweiht, der Göttin der Fruchtbarkeit und der Liebe.

Ähnlich dem kürzlich hier vorgestellten Schwarzen Holunder, wurde auch die Linde einst wegen ihrer Schutzeigenschaften in die Nähe von Gehöften gepflanzt, sie wehrte Blitz- und Hagelschlag, aber auch böse Geister ab. Infolge der Christianisierung wurden dann aus den Freya-Linden flugs Marien-Linden gemacht und so steht auch in unserer Gemeinde unter einer alten, mächtigen Dorf-Linde das Bildstöckli mit einer Marienfigur.

Die Linde ist gelinde gesagt einfach ein ganz wunderbarer Baum, der auch über viele Heileigenschaft verfügt. Ich persönlich trockne stets Lindenblüten für den Winter, die dann bei fiebrigen Erkältungen wegen ihrer altbewährten, schweisstreibenden Wirkung zur Anwendung kommen.

Übrigens: Die Lindenblüten haben drei bis vier Tage nach dem ersten Aufblühen den höchsten Wirkstoffgehalt. Gepflückt werden sie am besten an einem trockenen, warmen Sonnentag.

Obwohl die Blüten der Sommerlinde etwas grösser sind, als die der Winterlinde, heilkräftig sind sie beide im selben Masse. Auch Schwitzbäder, so heisst es, könne man bei Erkältungen mit Lindentee durchführen. Zudem sei der Lindenblütentee nicht nur schweisstreibend, sondern auch reizlindernd und schleimlösend bei Husten und Halsweh. Dabei legen sich die in den Blüten enthaltenen Schleimstoffe wie eine Schutzschicht auf die Schleimhäute von Mund und Rachen.

Selbst die Blätter sind gesund. Eine Abkochung daraus wurde früher als warmer Umschlag bei chronischen Hautleiden und nässenden Ekzemen angewendet. Hildegard von Bingen wiederum empfahl, bei geschwollenen Lidern frische Blätter aufzulegen, um die Augen «rein und klar» zu machen. Überhaupt seien Lindenblätter zur Beruhigung geröteter Augen eine Wohltat (Auflage auf die Lider). Zudem können Lindenblätter auch in grünen Smoothies verwendet werden, die etwas zarteren Sommerlindenblätter auch im Frühsommersalat (ist jetzt etwas zu spät dafür).

Quellen: Heilpflanzliche Anwendungen: LandApotheke, andere Informationen: waldwissen.net

Wald-Ziest, hübscher Lippenblütler am Waldrand

Eines Tages war er in meinem Garten, der Wald-Ziest (Stachys sylvatica). Da fragt man sich manchmal, woher die Pflanzen plötzlich kommen, beim Wald-Ziest ist es ja so, dass er sich hauptsächlich über weite Wurzelausläufer neue Standorte erschliesst. Die Samen jedoch, die werden sowohl über den Wind wie auch über Tiere verbreitet. Da der Fuchs bei uns ein häufiger nächtlicher Gast ist, bin ich mir fast sicher, dass er mir den Wald-Ziest vom nahen Wald mitgebracht hat. Danke, Meister Reineke!

Sie zittern wieder, die Blätter der Espe

«Reglos Baum und Büsche

mir im Garten. Abendstill die Luft.

Allein die Espe

zittert mit dem Tausend ihrer Blätter

an den schwankenden Stielen

bis zum Wipfel…» (Hermann Claudius)

Die Blätter der auch als Zitterpappel bekannten Espe (Populus trumula) haben einen Trick, wie sie es fertigbringen, selbst beim geringsten Windhauch in alle Richtungen zu schaukeln, oder eben zu «zittern wie Espenlaub».

Vom «Gutterebutzer» und den Schlangen: der Schlangenknöterich

«Gutterebutzer» (Flaschenreiniger), so heisst bei uns der Schlangenknöterich (Bistorta officinalis, Syn. Persicaria bistorta).

Das feuchtigkeitsliebende Knöterichgewächs ist eine interessante Pflanze, die als Amulett getragen, einst Schutz vor den Bissen giftiger Tier bot.

Heutzutage mag sie noch da und dort Verwendung in der Küche finden.

Holunder – seit Urzeiten geschätzt

Wie wunderbar duften doch jetzt wieder die grossen Blütendolden des Schwarzen Holunders (Sambucus nigra).

Vom «Fliederbusch», Frau Elhorn und feinen Holunder(blüten)küchlein möchte ich heute berichten.