Eigentlich sieht der Kartoffelkäfer ja ganz hübsch aus, mit seinen Streifen, er kann jedoch grosse Schäden anrichten. Dieses Jahr haben die Witterungsbedingungen seine Vermehrung begünstigt und er bringt so manchen Kartoffelanbauer zur schieren Verzweiflung.
Der Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata) bringt dieses Jahr nicht nur Hobbygärtner, sondern auch Grossproduzenten von Kartoffeln fast zur Verzweiflung. Jedenfalls ist das in Teilen der Schweiz so, wie es in unseren Nachbarländern aussieht, weiss ich nicht.
Letzte Woche war darüber in unserer Lokalzeitung ein zweiseitiger Artikel zu finden. Simon Strahm vom Landwirtschaftlichen Zentrum erklärt darin unter anderem, warum sich der gelb-schwarz gestreifte Käfer dieses Jahr besonders stark verbreitet und wie seine Lebensweise aussieht.
Den Winter verbringen die ausgewachsenen Käfer im Boden. Diesen verlassen sie ab April und verköstigen sich bald einmal an den noch jungen Kartoffeltrieben. Nach der Paarung legen sie rötlich-gelb glänzende Eier an der Unterseite der Kartoffelstauden ab. Sind die Larven nach 10 – 14 Tagen einmal geschlüpft, vermögen sie während 3 – 4 Wochen grosse Schäden an den Kartoffelpflanzen anzurichten. Nun sagt ihr euch vielleicht «Okay, aber die fressen ja nur an den Blättern und lassen die Knollen unter der Erde in Ruhe». Durch die grossen Frassschäden an den Blättern der Kartoffeln, wird jedoch die Fotosyntheseleistung der Pflanze stark reduziert, was zur Folge hat, dass die Kartoffeln vom Geschmack her zwar gleichwertig, jedoch kleiner als sonst bleiben.
Diese kleingebliebenen Kartoffeln genügen den Anforderungen des Detailhandels und leider auch den meisten Konsumentinnen nicht, zudem fällt der Ertrag für den Anbauer natürlich viel geringer aus als sonst. Ein Grund, warum die Kartoffelfelder mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden, dieses Jahr bedeutend häufiger und mit stärkeren Mitteln als üblich.
Warum aber gibt es dieses Jahr besonders viele Kartoffelkäfer? Das hängt laut Simon Strahm vom Landwirtschaftlichen Zentrum damit zusammen, dass die Kartoffelkäfer dieses Jahr die perfekten Bedingungen für ihre Vermehrung vorfanden: trocken, warm, um 25 Grad. Zudem waren die Kartoffeln dieses Jahr besonders anfällig, weil sie geschwächt waren.
Geschwächt waren die Kartoffelpflanzen, weil sie aufgrund der ungünstigen Witterung heuer (dieses Jahr) erst spät, oder bei ungünstigen Bedingungen gesteckt werden konnten. Es regnete ja dauernd bis fast bis Mitte Mai. Danach kam die Trockenheit, welche die (verdichteten) Ackerböden steinhart machte, auch wiederum alles andere als ideal für das Wachstum.
Geschwächte Pflanzen – das wissen alle die selber gärtnern – sind anfällig für Krankheiten und eben auch für Kandidaten» wie die Kartoffelkäfer (Schädlinge darf man ja heute nicht mehr sagen, obwohl es eine Tatsache ist, dass der Käfer nun mal in diesem Kontext gesehen, in Kulturen nachweislich Schäden anrichten kann). So ist es nur eine logische Folge, dass dieses Jahr die durch die schlechten Witterungsbedingungen geschwächten Kartoffelpflanzen besonders anfällig für die Kartoffelkäfer geworden sind
In meinem Garten hatte ich keine Kartoffelkäfer an den Pflanzen. Hingegen machen sich bei mir die grösseren Nacktschnecken manchmal dermassen über die Blätter her, dass sie fast blattlos dastehen würden, tät ich sie an Regentagen nicht konsequent ablesen. Interessant auch: die Kartoffeln, die ich versuchsweise zuerst gesteckt hatte, noch während der nass-kühlen Phase, waren schlechter gediehen und werden nun viel stärker durch die Schnecken malträtiert, als diejenigen, die ich erst nach Mitte Mai gelegt hatte. Die sind zur Zeit kräftig und sehr gesund im Blatt.
Nochmals zurück zu den Grossproduzenten: Leider werden beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im konventionellen Anbau auch gleichzeitig die Larven von Marienkäfer und Florfliegen vernichtet. Wo doch beide so nützlich wären, indem sie Blattläuse fressen. Jedenfalls bin ich auch da wieder einmal mehr froh, bin ich in Bezug auf Kartoffeln zumindest während ein paar Monaten im Jahr Selbstversorgerin.
DAS ist der Grund, warum ich mir den ganzen «Chrampf» (Mühe, Arbeit) antue und mein eigenes Gemüse anbaue. DA weiss ich, was ich esse, denn man darf nicht vergessen, dass selbst dem Biologischen Anbau eine grosse Palette an Mitteln zur Verfügung steht, die noch so manchen überraschen würden. Trotzdem: hätte ich keinen Pflanzblätz (Pflanzgarten) zur Verfügung, würde ich wenn möglich trotzdem Bio dem konventionellen Anbau vorziehen. Ist ja heute nicht mehr so saumässig teuer, wie damals Mitte der Achtziger Jahre. Damals musste man für viel Geld Bioprodukte im Reformhaus kaufen, was Apothekerpreisen gleichkam und ich mir eigentlich gar nicht leisten konnte.
Und wer jetzt noch immer etwas mehr lesen mag, hier noch die höchst interessante Geschichte über die Herkunft des Kartoffelkäfers, Originalzitat aus Wikipedia:
«Der Kartoffelkäfer ist heute weltweit verbreitet. Seine Heimat lag ursprünglich in Zentralmexiko. Später stelle man grosse Anssammlungen dieser Tiere im US-Bundesstaat Colorado fest. In der Annahme, dass jener daher der Herkunftsort des Käfers sei, gab man ihm seinen bis heute im englischsprachigen Raum gültigen Artnamen: Colorado potato beetle, zu deutsch «Colorado-Kartoffelkäfer».
In Europa befürchtete man spätestens 1869 eine Einschleppung des Kartoffelkäfers mit amerikanischen Saatkartoffeln und die erste Sichtung erfolgte 1877 in den Hafenanlagen von Liverpool und Rotterdam. In Deutschland sind die ersten Funde für Mühlheim am Rhein und Schildau bei Torgau ebenfalls für 1877 belegt. Bereits zu dieser Zeit wurde von erheblichen Anstrengungen berichtet, die Plage einzudämmen.
1887 und 1914 traten neue grössere Befallsherde in Europa auf. 1922 vernichtete der Käfer 250 km² Kartoffelbestände um Bordeaux. 1935 tauchte erin Lothringen und Belgien auf. 1936 wurde er erstmals in Luxemburg festgestellt und 1937 erstmals in der Schweiz.«
Übrigens: Kartoffelkäfer befallen nicht nur Kartoffeln, sondern auch andere Nachtschattengewächse wie Tomaten, Paprika oder Auberginen.
Bildquelle: Das Bild vom Kartoffelkäfer wurde mir freundlicherweise von Danielle Vorburger zur Verfügung gestellt.
Darf ich fragen was Du mit den Nacktschnecken machst, die Du absammelst?